Die Saison 1994/95 - Die DEL in ihrem ersten Jahr
+++ Bobby Hull dropt ersten DEL-Puck +++ Kölner Haie holen in Premieren-Saison den Titel +++ NHL-Lockout bringt Stars in die Stadien +++ München scheidet nach 27 Spieltagen aus +++Der Startschuss für die Deutsche Eishockey Liga (DEL) hätte pompöser kaum ausfallen können. Als sich am 15. September 1994 im Augsburger Curt-Frenzel-Stadion die heimischen Panther und die Maddogs aus München zur Premieren-Partie trafen, hatte die gerade geborene Elite-Klasse des deutschen Eishockeys groß geladen – ganz groß! Selbst ein paar Stars aus Übersee waren ins Schwäbische gekommen. Darunter einer der „All-Time-Greatest". Bobby Hull, der „Golden Jet" ließ den Puck am Beginn einer neuen Zeitrechnung für das deutsche Eishockey fallen.
Und die Fans? Die hätten die Party nicht besser annehmen können. Ausverkauftes Haus, 7.700 Zuschauer, die sich in ihrer Begeisterung noch nicht einmal besonders davon stören ließen, dass der Champion aus der bajuwarischen Landeshauptstadt ihren Lieblingen mit 6:1 ziemlich deutlich das Fell über die Ohren zog.
Was sich in Augsburg andeutete, war andernorts nicht anders. Die DEL wurde in allen Stadien mit reichlich Neugier empfangen. 45.000 Zuschauer allein am Premieren-Spieltag setzten ein deutliches Signal. Der positive Auftakt-Trend sollte sich fortsetzen. Es gab ja auch einiges zu sehen: Die ewigen rheinischen Rivalen Köln und Düsseldorf dazu noch Krefeld, Landshut oder die Berliner Preußen. Dazu feierte Mannheim mit neuem Jugendstil, der unter anderem ein Talent namens Jochen
Hecht auf Deutschlands oberste Eishockey-Bühne spülte,
ein ziemlich eindrucksvolles Comeback an der Ligaspitze.
Mike Bullard war in der Premieren Saison der beste Scorer.
An der sportlichen Qualität lag es jedenfalls nicht, dass die DEL gleich in ihrem ersten Jahr in eine schlimme Krise schlitterte, die den Ruf von Liga und Sportart beeinträchtigte. Eigentlich war es schon die ziemlich reibungslose Zulassung des Titelverteidigers Hedos München, die die Stimmung auf Funktionärsebene zum Brodeln brachte. Beinahe jedem musste klar sein, dass sich der Verein spätestens mit dem Bau der Meistermannschaft kräftig übernommen hatte.
Und in Geschäftsführer Franz Hofherr, direkt von Hedos zum DEB gewechselt, saß ein Mann mit am Schalthebel, der gewusst haben muss, wie aussichtslos die Lage des Vereins war. Trotzdem schenkte das DEB-Präsidium den Männern München das Vertrauen, wohl darauf hoffend, dass die die Situation mit radikalem Sparkurs der neu gegründeten Maddogs GmbH irgendwie in den Griff bekommen würden. Egal – München spielte in der DEL, und das Dank des aufopferungsvollen Kampfgeists der Mannschaft von Trainer Bob Murdoch gar nicht mal schlecht. Doch die Idee von einem gesunden Münchner Eishockey-Club überlebte noch nicht einmal das erste Jahr: Beim Europacup-Finale in Finnland am zweiten Weihnachtsfeiertag traten die Maddogs schon gar nicht mehr an.
Die Abschlusstabelle der Saison 1994/95
Rang | Club | Spiele | Tore | Punkte |
---|---|---|---|---|
01. | Berliner SC Preußen | 44 | 228:117 | 69 |
02. | Landshut Cannibals | 44 | 187:89 | 67 |
03. | Adler Mannheim | 44 | 164:108 | 64 |
04. | Krefeld Pinguine | 44 | 203:127 | 63 |
05. | Düsseldorfer EG | 44 | 196:128 | 63 |
06. | Kölner Haie | 44 | 185:128 | 60 |
07. | Kassel Huskies | 44 | 145:138 | 49 |
08. | Starbulls Rosenheim | 44 | 131:124 | 48 |
09. | Schwenninger Wild Wings | 44 | 174:148 | 45 |
10. | Frankfurt Lions | 44 | 110:140 | 38 |
11. | Kaufbeurer Adler | 44 | 138:181 | 35 |
12. | Nürnberg Ice Tigers | 44 | 151:187 | 32 |
13. | Augsburger Panther | 44 | 137:189 | 31 |
14. | EC in Hannover | 44 | 120:177 | 31 |
15. | Füchse Sachsen | 44 | 89:182 | 25 |
16. | Ratinger Löwen | 44 | 102:214 | 24 |
17. | Eisbären Berlin | 44 | 136:229 | 22 |
Die Top-Scorer der Saison 1994/95
Name | Club | Spiele | Tore | Vorlagen | Punkte |
---|---|---|---|---|---|
Mike Bullard | EV Landshut | 55 | 38 | 51 | 89 |
John Chabot | Preußen Berlin | 55 | 25 | 61 | 86 |
Peter Draisaitl | Kölner Haie | 61 | 38 | 45 | 83 |
Sergej Berezin | Kölner Haie | 61 | 55 | 27 | 82 |
Chris Lindberg | Krefeld Pinguine | 57 | 29 | 81 | 80 |
Der Meister mitten in der Saison aus dem Rennen genommen! Keine schöne Schlagzeile für die neugegründete DEL – aber auch den DEB, dessen Präsident Ulf Jäkel (Kaufbeuren) bei der DEB-Mitgliederversammlung am 18. Februar 1995 in München durch seinen Rücktritt der sicheren Abwahl zuvor kam.
Wer es sich leisten konnte, der präsentierte dem Volk einen Superstar aus dem Fundus der NHL. Männern vom Schlage eines Pavel Bure (Landshut), Vincent Damphousse (Ratingen), Robert Reichel (Frankfurt) oder Brandan Shanahan (Düsseldorf) kamen die lukrativen Extra-Einheiten in Europa wegen der laufenden Aussperrungen in Übersee gerade Recht.
Die Ergebnisse der Playoff-Serien 1995
Heim | Gast | Serie | Spielergebnisse |
---|---|---|---|
Achtelfinale | |||
Berliner SC Preußen | Ratinger Löwen | 4:0 | 4:0 | 9:2 | 4:3 | 4:1 |
EV Landshut | Füchse Sachsen | 4:0 | 5:1 | 5:2 | 4:1 | 7:3 |
Adler Mannheim | EC in Hannover | 4:1 | 8:2 | 6:1 | 2:4 | 6:1 | 8:4 |
Krefeld Pinguine | Adler Mannheim | 4:1 | 6:2 | 2:3 | 9:8 SO | 7:6 | 5:2 |
Düsseldorfer EG | Nürnberg Ice Tigers | 4:1 | 7:1 | 5:0 | 2:4 | 4:2 | 9:0 |
Kölner Haie | Kaufbeurener Adler | 4:0 | 5:1 | 4:3 | 5:1 | 8:2 |
Kassel Huskies | Frankfurt Lions | 4:1 | 6:5 | 4:3 | 2:5 | 5:3 | 2:1 OT |
Starbulls Rosenheim | Schwenninger Wild Wings | 3:4 | 2:0 | 3:8 | 2:6 | 5:2 | 4:3 OT | 3:6 | 5:6 OT |
Viertelfinale | |||
Berliner SC Preußen | Ratinger Löwen | 4:0 | 5:1 | 4:1 | 3:2 OT | 8:3 |
Landshut Cannibals | Kassel Huskies | 4:0 | 4:3 | 6:3 | 6:3 | 11:4 |
Adler Mannheim | Kölner Haie | 1:4 | 3:4 | 2:3 | 5:3 | 2:7 | 0:6 |
Krefeld Pinguine | Düsseldorfer EG | 4:1 | 1:0 | 5:4 OT | 3:9 | 5:3 | 4:1 |
Halbfinale | |||
Berliner SC Preußen | Kölner Haie | 1:3 | 3:1 | 2:5 | 1:5 | 0:3 |
Landshut Cannibals | Krefeld Pinguine | 3:2 | 3:4 OT | 2:5 | 6:2 | 3:2 | 5:0 |
Finale | |||
Landshut Cannibals | Kölner Haie | 2:3 | 4:3 | 1:5 | 4:1 | 2:8 | 0:4 |
Hans Zach flog mit der DEG im Viertelfinale raus.
Und dann war da ja noch eine Playoff-Runde, bei der allein die Eisbären Berlin als Tabellen-17. nicht mittun durften. Dennoch sorgte der K.o.-Modus für reichlich Spannung. Dabei bestätigte sich, was sich schon über die gesamte Vorrunde angedeutet hatte: Die Düsseldorfer EG war nicht mehr der große Überflieger, der zuvor fünf Jahre lang so ziemlich alles beherrscht hatte. Schon im Viertelfinale, ausgerechnet gegen den Nachbarn aus Krefeld war für die Männer von der Brehmstraße und ihren kernigen Coach Hans Zach Schluss.
Bob Murdoch formte aus den Kölner Haien ein Team.
Aber es waren nicht etwa die bis dato so beherrschenden Berliner Preußen oder die Landshut Cannibals, die sich den Ausrutscher zu Nutze machten. Nein, die Kölner Haie, vor Jahresfrist noch als möglicher Abstiegskandidat gehandelt, feierten zum günstigsten Zeitpunkt ein eindrucksvolles Comeback. Der aus der Münchner Konkursmasse an den Rhein übersiedelte Trainer Bob Murdoch hatte es verstanden, den Haien binnen weniger Wochen wieder die nötige Angriffslust zu vermitteln. Im Finale entrissen die Kölner den Landshut Cannibals sogar nach 1:2-Rückstand noch den sicher geglaubten Titel.