Am 31.10.2006, den Gedenktag der Reformation wurde in unserem Dekanat ein Perspektivenpapier veröffentlicht, das folgenden Titel trägt: Da sein, wo Gott uns hinstellt. In diesem Perspektivenpapier gibt es auch einen Abschnitt über die Geschichte des Evang.-Luth. Dekanates Würzburg. Dort heißt es:

 

„Es bleiben Erinnerungen an den Besuch Luthers in Würzburg 1518, an den Würzburger Domprediger und späteren lutherischen Liederdichter Paul Speratus und Johann Gramann sowie an die aus Karlstadt stammenden Reformatoren Andreas Bodenstein und Johannes Drach sowie die lutherischen Humanisten Johann Schöner und Michael Beuther d.J. (ebenfalls Karlstadt)."

 

Die Anfänge der reformatorischen Bewegung in Deutschland sind eng mit dem Namen von vier Männern verbunden, die in Karlstadt geboren wurden bzw. hier lebten. Werner Zapotetzky hat auf diese Bedeutung von Karlstadt für die Frühgeschichte der Reformation hingewiesen, wenn er betont, dass der Protestantismus in keiner anderen fränkischen Stadt frühere Wurzeln hat.

 

 

 

 

 

Johannes Draconites (Drach)

 

altIm Jahr 1494 wird der spätere Humanist, Reformator und Sprachwissenschaftler und Johannes Drach[1] in Karlstadt geboren.

 

 

Hans Drach, der Vater von Johannes Drach, wird bereits 1468 als Mitglied des äußeren Rates der Stadt Karlstadt erwähnt.[2] Als Johannes Drach dann jedoch 1509 sein Studium in Erfurt beginnt, ist er bereits Vollwaise.

 

In die dortige Universitätsmatrikel trägt er sich als „Joannes Trach de Carlstadt“ ein. Schon während seiner Studienzeit in Erfurt ändert er dann seinen Namen, nach humanistischem Brauch, in die lateinische Form Draco[3] ab. Nach den bestandenen Prüfungen führt ihn 1520 eine Reise zu Erasmus von Rotterdam, dem führenden Humanisten Europas, mit dem er bereits seit 1518 in Briefwechsel stand. In dieser Zeit entsteht auch eine enge Freundschaft zu Jobst Koch aus Nordhausen, der sich später Justus Jonas nennt.

 

Im Frühjahr 1522 war er nach Miltenberg gekommen, um dort das Evangelium nach lutherischer Lehre zu predigen. Schon 1522 wird er der Ketzerei beschuldigt. Erste Anfeindungen seiner Gegner zeigen in Miltenberg Wirkung.[4] Der Kurfürst von Mainz befiehlt 1523 die Verhaftung des unliebsamen Predigers. Im September 1523 wird Drach exkommuniziert. Johannes Drach kann jedoch seinen Gegnern entkommen. Er flieht nach Wertheim und von dort über Nürnberg und Erfurt nach Wittenberg. Martin Luther selbst sendet nach Miltenberg eine Trostschrift[5], die dann zusammen mit 3 Bittschriften des Johannes Drach gedruckt werden. 1523 legt er vor Martin Luther in Wittenberg seine Doktorprüfung ab.

 

 

Von 1525 bis 1528 hat er die Pfarrstelle in Waltershausen inne.  Er verspürt jedoch sehr bald den Wunsch in sich, weitere theologische Studien anzustreben. Von 1528 bis 1533 widmet er sich in Erfurt dieser Aufgabe. Es folgen die Jahre 1534-1537, in denen er Theologieprofessor in Marburg ist. Seine nicht unbedeutende Stellung in der neuen reformatorischen Bewegung ist auch daran zu erkennen, dass er die in Schmalkalden beschlossenen Artikel mit seinem Namen und folgender Erläuterung unterschrieben hat: „“Et ego Johannes Draconites subscribo, Professor et Ecclasiastes Marburgensis“.[6]

 

 

In Waltershausen wurden Drach nur kurze Jahre des persönlichen Glückes geschenkt. „Aus seiner Heimatstadt Karlstadt ließ er 14 Zentner Gepäck bringen, darunter waren viele Bücher und Wein, wie aus den Ratsrechnungen hervorgeht.“[7] Dort heiratet er. Nach seiner Heirat wird ihm jedoch nur ein kurzes Jahr des gemeinsamen Ehelebens mit seiner Frau geschenkt, die bereits 1528 sehr plötzlich im Kindbett stirbt. Der Verlust und die Trauer hinterlassen ihre Spuren und verändern sein Leben erneut. Darin sieht Herbert von Hintzenstern einen der Gründe dafür, dass Johannes Drach Waltershausen sehr bald wieder verlassen hat.[8]

 

Nun widmet er sich viele Jahre lang seinem großen Lebenswerk, einer fünfsprachigen Ausgabe des Alten Testaments. Dabei wählt er jedoch nur jene alttestamentlichen Bücher aus, die vom Kommen des Messias berichteten.[9] Diese Biblia pentapla enthält neben einer hebräischen, chaldäischen, griechischen, lateinischen und deutschen Ausgabe einzelner Bücher des Alten Testaments auch sprachliche und dogmatische Erläuterungen.

 

Immer wieder übernimmt Drach in diesen Jahren sehr selbstbewusst auch wichtige Aufgaben und Funktionen für die reformatorische Bewegung. So wird er etwa 1541 zum Regensburger Religionsgespräch entsandt. Dort überreicht er dem Rat der Stadt Regensburg seine Auslegung des 117. Psalms mit der Bitte, die Stadt solle sich doch der lutherischen Lehre anschließen.

 

Drach bleibt auch in den folgenden Jahren ein vom Schicksal und den Zeitumständen ruheloser Pilger zwischen den Zeiten. Humanistische Ideale und protestantische Frömmigkeit bestimmen seine weiteren Lebenswege. 1547 führen ihn diese Wege von Nordhausen über Braunschweig nach Lübeck. Im Herbst 1551 kommt Drach nach Rostock. Dort sollte er von 1551 bis 1560 als Professor der Theologie lehren. Herzog Albrecht von Preußen ernennt ihn schließlich zum Präsident des preußischen Bistums Pomesanien in Marienwerder. In Wittenberg wird er schließlich in den letzten Jahren seines Lebens die Herausgabe seiner Biblia pentabla immer wieder vorangetrieben. Am 18.04.1564 stirbt dieser bedeutende Theologe und Reformator in Wittenberg. Grabinschrift: „Er forschte in den Büchern der Propheten und unter der Decke des Mose nach Christus.“[10]

 

 

    Johann Schöner

 

altAm 16. Januar 1477 wurde Johann Schöner in Karlstadt als Sohn einer bürgerlichen Familie[11] geboren. Leider liegt die Zeit seiner Kindheit und Jugend noch immer im Dunkel der Geschichte. Erst 1494 findet sich sein Name in den Matrikeln der Universität Erfurt, da er dort im Winter sein Studium begann. Schon am 21.3.1498 schließt er seine theologischen, medizinischen und mathematischen Studien mit dem Grad des Baccalaureus ab. In Gemünden wirkt er zunächst ab 1499 als Lehrer. Am 13. Juni 1500 wird Schöner zum Priester geweiht. „Aus aufgefundenen Tagebuchaufzeichnungen wissen wir, dass er vom 2.2. bis zum 18.4.1501 in Bamberg weilte.“[12] Nun folgen drei Jahre, in denen Schöner als Kaplan in Hallstadt eingesetzt war. Als Vikar ist er dann die nächsten beiden Jahre wieder in seiner Heimatstadt Karlstadt tätig.

Aber auch aus jenen Jahren ist uns leider wenig Gesichertes erhalten geblieben. „Bischöfliche Kammerrechnungen lassen Schöner erst wieder 1511 als Kanoniker des Bamberger Stiftes St. Jakob in Erscheinung treten. Ein handschriftlicher Vermerk in seinem Nachlass in der österreichischen Nationalbibliothek deutet jedoch an, dass er bereits 1509 in Bamberg weilte.“[13]

 

Astronomische Forschungen bestimmen diese Jahre. Schöner beteiligt sich an der Diskussion um eine Kalenderreform und äußert sich zur der Problematik der kirchlichen Zeitrechnung. In dem Bamberger Patrizier Johann Seiler findet Schöner einen finanzkräftigen Förderer. Bamberg erlebte damals unter dem Bischof Georg III. Schenk von Limpurg eine kulturelle Blüte und eine Hochzeit des Humanismus.[14] Dank der Förderung durch Johann Seiler erscheint im Jahr 1515 Schöners erstes Werk „Luculentissima quedam Terrae totius descriptio“, das nach dem Vorbild des Ptolemäus eine Gesamtdarstellung der ganzen Erde mit Angabe der einzelnen Städte und deren geografischer Länge und Breite beinhaltet. Im ausführlichen lateinischen Titel beschreibt er dieses Werk „als eine Darstellung der ganzen Erde mit der wahrheitsgetreuen Darstellung Europas und so vielen alten und neuen Namen von Flüssen, Gebirgen, Provinzen, Städten und Völkern wie nur möglich, dazu viel Neues, dessen Nützlichkeit der Leser bald erkennen werde“.

 

„Aufschlussreich sind Widmung und empfehlende Vorworte ... Nach der Widmung des Autors an Bischof Georg III. von Limpurg folgt ein Empfehlungsschreiben des Nürnberger Doktors ... Jodokus Ruchamer an den Nürnberger Patrizier und Senator Willibald Pirckheimer. Die nächste Seite birgt ein Lobgedicht des kaiserlichen Rats ... Johannes Stabius, des Freundes von Dürer, Werner und Heynfogel, auf die Erdkugel Schöners, der sich hier selber noch Charolopolitanus und noch nicht Carolostadius nennt.“[15]

 

Neben Johann Seiler wird auch der berühmte Nürnberger Stiftsherr Lorenz Beheim als Gönner Schöners genannt. Allein an diesen Widmungen und empfehlenden Vorworten wird deutlich, wie eng die Humanistenkreise damals zusammengearbeitet und sich gegenseitig unterstützt haben. Auch die vielfältigen Verbindungen Schöners zu den Nürnberger Humanisten werden sichtbar. Immer wieder reist Schöner in diesen Jahren nach Nürnberg. Aus dem Briefwechsel zwischen Lorenz Beheim in Bamberg und Willibald Pirckheimer in Nürnberg wissen wir heute, dass Schöner häufig in Nürnberg war, um dort in den humanistischen Zirkeln über Mathematik, Astronomie und Geographie zu diskutieren und sich weiterzubilden.

 

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In Bamberg ergänzt er die Pfründe aus seinem Kanonikat durch die Herstellung und den Verkauf von Erdgloben, die später in Serie produziert wurden. Johann Seiler war es schließlich, der den berühmten Schöner-Globus von 1520 in Auftrag gab. Er befindet sich heute im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg.

 

Gerade die Beschriftungen auf dem Globus, die auch von Wundergestalten, Menschenfressern und Monsterwesen berichten, sind kurios und interessant.[16] In seiner kurzen Kulturgeschichte des Globus stellt A. Fauser dann auch zurecht fest, dass der Schönersche Erdball „ein Glanzstück der frühen Globuskunst nach Größe und Ausführung und eines der ehrwürdigsten Denkmäler der Erdkunde aus dem Entdeckungszeitalter“[17] sei.

 

Daneben entstehen auch Himmelskugeln mit den Sternen des Fixsternhimmels und den Planetenkreisen. Zunächst werden die umfangreichen Gebrauchsanweisungen und Erläuterungen dazu noch in Nürnberg gedruckt. Später eröffnet Schöner in Bamberg eine eigene Hausdruckerei.

 

Im Laufe des Jahres 1523 erreicht die reformatorische Bewegung auch den Bamberger Raum. Schöner lernt die Theologie Martin Luthers und die neu entstehende evangelische Kirche kennen. „Unter dem milden Regiment Georgs von Limpurg hatte die reformatorische Bewegung auch das Bistum Bamberg erfasst, darunter Schöners Gönner Johannes Sayler und die Häupter des alten Adelsgeschlechtes der Kammermeister.“[18] Es entsteht auch ein erster Kontakt mit Melanchthon.

 

Über all dem Diskutieren, Forschen, Produzieren und Entdecken vernachlässigt er seine seelsorgerlichen Pflichten. Man verdächtigt Schöner der Konspiration mit den Anhängern Luthers. Außerdem lebt er nun in einem Konkubinat. Aus dieser Beziehung gehen drei Kinder hervor. Darin liegen wohl auch die Gründe für die nun folgende Zeit der „Kirchehrenbacher Verbannung“. Der neue Bischof in Bamberg Weigand von Redwitz versetzt Schöner gleich zu Beginn seiner Amtszeit in die fränkische Schweiz nach Kirchehrenbach. Dort soll er als Gemeindepfarrer und Seelsorger wieder seinen eigentlichen Aufgaben nachgehen. Am Fuße des „Walberla“ arbeitet er trotz der Weltabgeschiedenheit der tiefsten Provinz auch weiterhin als Astronom und Geograph. Als 1525 der Bauernkrieg die fränkische Schweiz überzieht, flieht Schöner nach Bamberg. Die Kontakte zu Melanchthon bringen schließlich 1526 die große Wende in seinem Leben.

 

Andreas Osiander, Pfarrer in St. Lorenz, hatte in Nürnberg nach zähem Ringen die Einführung der Reformation durch den Rat der Freien Reichsstadt erreicht. Das Egidien-Gymnasium wird eröffnet. Bereits 1524 hatte Luther in einem Sendschreiben dieses gefordert. Schöner wird als Professor für Mathematik und Astronomie an dieses neue Gymnasium berufen.

 

In Nürnberg schließt sich Schöner endgültig der neuen evangelischen Konfession an. Er heiratet Anna Zeler, die ihm den Sohn Andreas schenkt, der nach dem Tod Schöners als Astronom und Mathematiker das Lebenswerk des Vaters fortsetzen wird. Nach dem Tod seiner ersten Frau Anna Zeler schließt Johann Schöner im Jahr 1537 mit Veronica Koch eine zweite Ehe.

 

Nürnberg aber bleibt von nun an der Mittelpunkt seines Lebens. Später bezeichnet Schöner einmal die Berufung an das Egidien-Gymnasium als den „Glücksfall“ seines Lebens. Er ist finanziell abgesichert, hat ein geregeltes Auskommen und kann sich nun hauptberuflich seinen Forschungen widmen. Als weiteres Zubrot erhält er von dem Rat der Stadt Nürnberg immer wieder Vermessungsaufträge.

 

Weitere Schriften und Veröffentlichungen entstehen. Viele seiner Schüler werden später in Wittenberg studieren. Melanchthon rühmt immer wieder den hohen Ausbildungsstand dieser Schüler des Egidien-Gymnasiums. Im Jahr 1530 stirbt dann Willibald Pirckheimer. Schöner wird mit dessem Nachlass betraut. Darin befinden sich u.a. Manuskripte des berühmten Astronomen Regiomontanus, die von Schöner in den Jahren 1531-1544 überarbeitet und herausgegeben werden.

 

1546 fordert das Alter schließlich seinen Tribut. Seine Kräfte schwinden. „Er steht an der Schwelle des 70. Lebensjahres und der Rat entlässt ihn gnädig und ehrenvoll aus seinen Diensten als Lehrer der Jugend und aller Wissensdurstigen.“[19]

 

An seinem Geburtstag im Jahr 1547 stirbt Johann Schöner vermutlich nach längerer Krankheit in Nürnberg. Johann Schöner war einer der führenden Humanisten des 16. Jahrhunderts. Rastlos und wissensdurstig, mit einer großen Weite und Vielfalt der Interessen, hat er zielstrebig und genau an einem Gesamtverständnis der Welt mitgearbeitet.

 

In der reformatorischen Bewegung und ihrer Forderung nach einem eigenverantwortlich handelnden Menschen hat er schließlich seine religiöse Heimat gefunden. Dennoch war er kein sehr religiöser Mensch.[20] In Bamberg hat er seine religiösen Aufgaben vernachlässigt. Er lebte ohne Bedenken im Konkubinat, hat den Chorgang vernachlässigt, wurde in die fränkische Schweiz strafversetzt und hat uns kaum theologische Schriften hinterlassen. Selbst in seinen Briefen aus den Jahren 1524 bis 1526 finden sich keine Hinweise auf die religiösen Auseinandersetzungen jener Jahre. Er lebte für seine Forschung. Die Welt zu entdecken und sie zu verstehen – diese Sehnsucht hat ihn immer wieder angespornt und vorangetrieben.

 

 

 

Dr. Michael Beuther aus Karlstadt

 

altMichael Beuther stammt aus einem alten Gelehrten- und Beamtengeschlecht, dessen Wurzeln sich bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen lassen. 1402 wird im Augustinerkloster zu Gotha ein Lesemeister mit dem Namen Heinrich Beuther erwähnt. Anfang des 16. Jahrhunderts findet sich schließlich in Karlstadt ein Zweig der Familie Beuther. Paul Beuther diente bis zu seinem Tod im Jahr 1496 dem jeweiligen Würzburger Fürstbischof in leitender Funktion in der Verwaltung des fränkischen Hochstifts.

 

„Sein Sohn war Michel Beuther. Auch er diente, wie sein Vater, ein Leben lang den Würzburger Fürstbischöfen: Rudolf Scherenberg (+ 1495), Lorenz von Bibra (1495-1519), dem Humanistenfreund und Konrad III. von Thüngen (1519-1540). Er selbst sagt uns in einem Briefe des Jahres 1525, er stehe nun „bey 45 Jahren“ im Dienste des Bischofs, so daß der Beginn dieser Dienstzeit um das Jahr 1480 liegt. Sein Geburtsjahr könnte also schätzungsweise um das Jahr 1460 angesetzt werden.“[21]

 

Diesem Michel Beuther wird am 18. Oktober 1522 ein Sohn geschenkt, der auf den Namen Michael getauft wird. Dieses Kind wurde hineingerissen in diese neue Zeit des Aufbruchs von Humanismus und Reformation. Vermutlich hat er bereits 1525 seinen Vater verloren.[22] Er besucht zunächst die Lateinschule in Karlstadt und wechselte schon mit sieben Jahren nach Würzburg auf die dortige städtische Lateinschule. Auf der Realschule in Coburg erlernt er die griechische Sprache und erhält dort erste Kenntnisse der Dialektik und Rhetorik.

 

Der Bruder der Mutter, Johannes Drach, übernimmt dann die weitere Förderung und Ausbildung seines Neffen. Drach war ordentlicher Professor an der Universität zu Marburg. So findet sich im Jahr 1536 im Matrikel der Marburger Universität der Name Michael Beuther, der sich dort am 07.10.1536 immatrikuliert hat. Johannes Drach veranlasst schließlich auch, dass Johannes Beuther, der jüngere Bruder von Michael Beuther, in Marburg seine Ausbildung fortsetzen kann. Beide Brüder stehen nun unter der Obhut und Fürsorge ihres Onkels.

 

In Marburg hielt Drach dann auch einen intensiven Kontakt zu Eobanus Hesse, einem Weggefährten Johann Schöners[23] am Ägidiengymnasium zu Nürnberg. Johannes Drach legt in den folgenden Jahren großen Wert auf eine umfassend humanistische Ausbildung seines Neffen Michael Beuther, der mit 16 Jahren den philosophischen Grad eines Baccalaureus erwirbt.[24]

An Ostern 1539 immatrikulierte Beuther sich schließlich in Wittenberg. Dort wurde kein geringerer als Philipp Melanchthon zu seinem Mentor und Förderer. Studien der Mathematik, der Geschichte und der Rechtswissenschaften sollten folgen. Am 9. April 1542 erwarb er in Wittenberg des Grad des Magisters und begann dort eine erste Lehrtätigkeit.

 

Melanchthon vermittelt dann eine Stelle als ordentlicher Professor für Geschichte und Poesie an der Universität in Greifswald. Beuther ist damals gerade 22 Jahre alt. Und schon 1546 wird er zum Rektor der Universität ernannt.

 

Vermutlich war es der plötzliche Tod der Mutter[25], der das Ende der Zeit in Greifswald bedeutet hat. 1548 tritt Michael Beuther, einer alten Familientradition folgend, in den Dienst des Würzburger Fürstbischofs Melchior Zobel. Dieser bestellt ihn unter seine Räte, wird sein großer Förderer und ermöglicht Beuther eine große Bildungsreise nach Frankreich.

 

Die Rückkehr Beuthers fällt in das Jahr 1551. Nun widmet er sich „mit einem unzweifelhaft großen Zuwachs an Wissenschaft und weltmännischer Bildung“[26] seinen dienstlichen Aufgaben im Rat des Fürstbischofs zu Würzburg. Im Auftrag seines Dienstherren nimmt er an Verhandlungen in Passau, Regensburg und Innsbruck teil, die schließlich zur religiösen Befriedung des Reiches führen sollten.[27]

 

 

altIn jenen Jahren erwirbt sich Beuther eine Vertrauensstellung am Würzburger Hof. Dennoch zieht es ihn sehr bald wieder hinaus in die Welt der Wissenschaft. Wieder ist es der Würzburger Fürstbischof Melchior Zobel, der Beuther bei diesem Vorhaben fördert und unterstützt. 1553 nimmt er seinen zeitweiligen Abschied und beginnt seine zweite große Bildungsreise, die ihn nach Italien führen wird. In Padua widmet er sich sehr erfolgreich medizinischen Studien. Der damals weltberühmte Anatom und Chirurg Gabriel Fallopius (1523-1562) bietet ihn sogar den medizinischen „Gradus“ an. Aber Beuther hält nun nichts mehr in Padua. In Rom studiert er die Kunstwerke der Antike. Über Bologna und Pisa führt ihn sein Weg nach Ferrara zu dem berühmten Juristen Renatus Catus. Dort promoviert Michael Beuther 1555 zum Doktor beider Rechte. [28]

 

Die große Politik im Reich sollte diese Reise abrupt beenden. 1555 erhält er von Fürstbischof Zobel die Aufforderung unverzüglich nach Würzburg zurückzukehren.

 

In Augsburg standen die Verhandlungen zur Schaffung eines allgemeinen Religionsfriedens im Reich an. Beuther kehrt umgehend aus Italien nach Würzburg zurück und nimmt schließlich von Februar bis September 1555, also während der gesamten Verhandlungsdauer, am Reichstag in Augsburg teil. Die Tatsache, dass ein Protestant und Schüler Martin Luthers der Verhandlungsführer eines katholischen Fürstbischofs war, zeigt sehr deutlich, „was in jener zwiespältigen Zeit voller heftig umstrittener Übergänge und letztlicher Vorbehalte immerhin noch möglich war“[29]. Obwohl Beuther seine humanistische Prägung und seine evangelische Gesinnung nie verbirgt, genießt er gerade in den jenen Jahren das volle Vertrauen seines Landesherren, des katholischen Fürstbischofs von Würzburg Melchior Zobel.[30]

 

altMit dem Tod von Melchior Zobel beginnt dann schließlich auch in Würzburg eine neue Zeit, in der Vermittler wie Michael Beuther keinen Platz mehr haben sollten. Deshalb verlässt er Würzburg und tritt 1559 in den Dienst des Kurfürsten Ott-Heinrich von der Pfalz. Schon 1560 legt er auch dort seine Ämter nieder und begibt sich nach einem fünfjährigen Zwischenspiel in Oppenheim im Jahr 1565 nach Straßburg. Dort hatte Dr. Johannes Sturm bereits 1535 ein neues 9-stufiges Gymnasium gegründet und plant eine Universitätsreform. Neben Melanchthon war Sturm wohl der bedeutendste Reformer des deutschen Schulwesens im 16. Jahrhundert. Schließlich gelang es Johannes Sturm auch Michael Beuther für diese Neugründung der Universität zu gewinnen. Beuther übernimmt ab 1565 den Lehrstuhl für Geschichte an der Akademie in Straßburg. Beuther sollte diese Stadt, die für die neue Lehre sehr aufgeschlossen war nicht mehr verlassen. Es folgen noch 22 Jahre, in denen sich Beuther bis zu seinem Tod ausschließlich seinen wissenschaftlichen Arbeiten und seiner Lehrtätigkeit widmete. Auch als Publizist tritt er in diesen Jahren immer wieder in Erscheinung.

 

 

Dr. Michael Beuther stirbt am 27. Oktober 1587 im Alter von 65 Jahren. Auf dem St. Gallusfriedhof in Straßburg findet er seine letzte Ruhestätte.

 

 

 

 

 

Andreas Bodenstein

 

altAndreas Bodenstein hat vermutlich an Pfingsten 1525 in Karlstadt von der Kanzel der St. Andreas Kirche die erste protestantische Predigt gehalten.[31]

 

Im Jahr 1486 wird Andreas Bodenstein in Karlstadt geboren. Sein Vater, Peter Bodenstein, war seit 1481 Bürgermeister und „ taucht ... zuerst um 1480 auf als Bewohner eines dem Würzburger Domkapitel gehörigen Mietshauses „am Markt“ (in foro) zu Karlstadt“[32]. In der St. Andreas Kirche wird der Säugling auf den Namen des Kirchenpatrons getauft.

 

Vermutlich handelt es sich bei jenem Haus „am Markt“ um das spätere Gasthaus zum Ochsen, das jedoch jetzt abgerissen ist.[33] Damals wurde das Rathaus an Markttagen „zum Markt“ genutzt.

 

Andreas Bodenstein hat die Lateinschule in Karlstadt besucht, die damals hohes Ansehen genoß. Nach dem Schulabschluss im Alter von nur 13 Jahren studiert er in Erfurt und legt dort 1502 das 1. Examen ab. Er ist nun Baccalaureus. Über Köln führt ihn sein Weg schließlich im Jahr 1505 an die Universität nach Wittenberg. Dort in der kursächsischen Provinz wurden junge Wissenschaftstalente für die erst vor drei Jahren gegründete neue Universität gesucht. Bodenstein erkennt die beruflichen Chancen, die sich ihm dort bieten, und nutzt diese zielstrebig. 1507/08 ist er dort Dekan an der Artistenfakultät und seit 1508 ebenfalls niederer Kanoniker. Als Magister verfasst er zunächst Lehrbücher, promoviert schließlich 1510 zum Doktor der Theologie und wird zum Priester geweiht. Nach der Priesterweihe führt sein erster Weg zurück in die Heimatstadt nach Karlstadt am Main. In Eußenheim macht er bei seiner Schwester, die dort verheiratet war, Station. Zwischen Eußenheim und Karlstadt wird er 1511 in der so genannten „Höul“ überfallen und schwer verwundet. Leider ist dieser alte Hohlweg heute nicht mehr erhalten geblieben, da er im Zuge der Flurbereinigung einem neuen Erschließungsweg weichen musste.[34] Hier legt Bodenstein das Gelübde zu einer Romreise ab, die er 1515 dann antreten wird.

 

Schwer verletzt kann Bodenstein die Primiz, seine erste öffentliche Messe, nicht halten. Sie wird verschoben. Dennoch erholt er sich von seinen Verletzungen sehr schnell. Nach der Rückkehr in Wittenberg setzt sich seine theologische Karriere in rasender Geschwindigkeit fort. Er habilitiert sich und übernimmt das gut dotierte Amt des Archidiakonus am Allerheiligenstift zu Wittenberg. Nach humanistischer Tradition nennt er sich nun nach seiner Heimatstadt Dr. Karlstadt. Im Jahr 1511 beginnt eine tiefe Freundschaft mit Spalatin. 1515 erfolgt schließlich die Romfahrt und damit die Erfüllung des bei Eußenheim abgelegten Gelübdes. In Sienna promoviert er zum Doktor der beiden Rechte und kehrt von dann nach Wittenberg zurück.

 

1517 unternimmt das Stiftskapitel in Würzburg einen erfolglosen Versuch, Andreas Bodenstein als Domprediger zu gewinnen. Karlstadt sagt ab. Wichtigere Dinge prägen sein Denken und Handeln. Sein ehemaliger Schüler und jetziger Kollege, Martin Luther, macht sich daran, die Welt zu verändern. Am 31.10.1517 schlägt Luther mit Karlstadt seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg an. Von Anfang an ist es gerade Bodenstein, der Luther unterstützt.

 

Eineinhalb Jahre später, im Frühjahr 1519 ist die Pfarrei der Karlstadter Stadtkirche vakant. Bodenstein lässt seine alten Verbindungen spielen und übermittelt der Karlstadter Gemeinde folgenden Vorschlag: wenn er gleichzeitig die Professur in Wittenberg behalten könnte, würde er für den Pfarrdienst in Karlstadt einen Stellvertreter bezahlen. Als Stadtpfarrer in Karlstadt und Professor in Wittenberg würde er seiner Heimatstadt am Main Ruhm und Ansehen bringen. Dennoch wurde dieses Angebot Bodensteins abgelehnt, der er schon damals als Freund und Unterstützer Martin Luthers Gegner hatte. Im Herbst 1520 ereilt ihn zusammen mit Martin Luther die Androhung des Kirchenbanns. Die Eröffnung eines Ketzerprozesses auch gegen Andreas Bodenstein schien nur eine Frage der Zeit zu sein. Auch die Angehörigen seiner Familie in Karlstadt waren nun ersten Anfeindungen ausgesetzt.

 

1519 diskutiert er an der Seite von Martin Luther in Leipzig mit dem Ingolstädter Theologen Dr. Johannes Eck über Fragen des kirchlichen Lehramtes, die göttliche Einsetzung des Primates des Papstes und weiterer strittiger Punkte. Während dieser Diskussion jedoch wird sehr schnell deutlich, dass Martin Luther zur zentralen Gestalt der neu entstehenden Glaubensbewegung werden sollte. Bodenstein tritt immer stärker in den Hintergrund.

 

1521 wird Justus Jonas neuer Probst am Allerheiligenstift. Die Hoffnungen von Andreas Bodenstein auf dieses Amt hatten sich somit zerschlagen. Bodenstein reist nach Kopenhagen.

 

Am 19. Januar 1522 heiratet Andreas Bodenstein Anna von Mochau. Im darauf folgenden Jahr wird der Sohn Johannes geboren. Karlstadt denkt ernstlich darüber nach Landwirt zu werden und die akademische Theologie an den Nagel zu hängen. Aber in Wittenberg überschlagen sich die Ereignisse.

 

Luther verlässt im März 1522 die Wartburg, kehrt nach Wittenberg zurück und weist Bodenstein in die Schranken. Der Streit eskaliert. „Luther hieß nicht gut, wie Bodenstein in seiner Abwesendheit praktische Kirchenreformation durchgepeitscht hatte: zu schnell, gesetzlich, lieblos gegenüber Altgläubigen – so Luthers Sicht.“[35] Am 9. März 1522, dem Sonntag Invokavit, beginnt Luther in Wittenberg mit einer Predigtreihe.

 

In den folgenden Jahren eskaliert der Streit zwischen Bodenstein und Luther immer stärker. Im Herbst 1524 kommt es dann nach längeren Auseinandersetzungen zur endgültigen Ausweisung Bodensteins aus Kursachsen.

 

 

altNun ist Bodenstein ein Vertriebener und Umhergetriebener. Zunächst sucht bei Freunden in den Reichsstädten Unterschlupf. Kontakte mit dem Schweizer Reformator Zwingli, mit dem ihn gerade in der Abendmahlsfrage vieles verbindet, helfen ihm dabei. Von einflussreichen Anhängern wird er in Rothenburg ob der Tauber versteckt. 1525 wird der Sohn Andreas in Orlamünde geboren. In Rothenburg sieht Bodenstein seinen Sohn erstmals. Doch der Bauernkrieg wird für Bodenstein zum nächsten Fiasko. Die Wirren des Krieges zwingen ihn zur Flucht aus Rothenburg. Als sich die Katastrophe des Bauernkrieges abzeichnet, flieht er über Karlstadt nach Frankfurt. Um Pfingsten 1525 hält Andreas Bodenstein in Karlstadt die erste evangelische Predigt in der Stadtpfarrkirche St. Andreas. Aber auch hier hält es ihn nicht lange. Frankfurt ist das nächste Ziel. Durch seine Frau, Anna von Mochau, nimmt er mit Martin Luther erneut Kontakt auf. Am 12. Juni befindet er sich in Frankfurt am Main. Von dort aus versucht Bodenstein durch die Vermittlung Luthers eine Einreise- und Aufenthaltserlaubnis für Kursachsen zu erwirken. Dort könnte er in Sicherheit leben. Denn zwischenzeitlich wird er auch vom Würzburger Bischof steckbrieflich gesucht.

 

1526 bringt für die Familie zunächst große materielle Not. Doch dann stimmt der Kurfürst seinem Ansinnen auf Rückkehr nach Kursachen zu, verlangt aber, dass Andreas Bodenstein sich von jedem Vorwurf des Aufruhrs zu reinigen habe. Er lässt sich mit seiner Familie in Seegrehna nieder. Dort wird im März 1526 der Sohn Andreas getauft. Neben Melanchthon zählt auch Käthe Luther zu den Paten. Martin Luther selbst nimmt an der Taufe teil. Damit sollte vermutlich öffentlich demonstriert werden, dass die alten Auseinandersetzungen ein Ende gefunden hatten. Letztlich war es ein Triumph Martin Luthers über den alten Konkurrenten und für Andreas Bodenstein „eine totale Kapitulation“.[36]

 

Im Februar 1529 flieht Bodenstein erneut aus Kursachsen. Über Kiel und Ostfriesland gelangt er nach Straßburg. In Straßburg treffen Frau und Kinder ein. Die Familie wird jedoch nach kurzer Zeit wieder aus der Stadt hinauskomplementiert. Ende Juli erreichen sie Zürich.

 

Mit dem Jahr 1530 schließlich kehrt Ruhe in die Lebenswege des unsteten Andreas Bodenstein ein. In Zürich und später in Basel wird er als Professor des Alten Testaments und Pfarrer an St. Peter die letzten 11 Jahre seines Lebens verbringen. 1573 wird der Sohn Küngold, 1539 der Sohn Daniel geboren. Die Geburtsdaten der weiteren Kinder Gertrud und Jakob sind leider nicht bekannt. Am Heiligen Abend 1541 stirbt Andreas Bodenstein an der Pest. Der Basler Humanist Heinrich Pantaleon besingt in einem Trauergedicht seinen Lehrer und Freund mit folgenden Worten:

 

„En CAROLSTADIUS quem olim Franconia misit

Occidit, Helvetium Gloria, fama, decus.

 

Der Karlstadt, den Franken einst schickte,

ist tot, der Schweizer Ruhm, Ehre und Zierde.“

 

alt

 

(Die Karlstadter Humanisten: Andreas Bodenstein, Johannes Drach, Johann Schöner und Michael Beuther)



[1] Zu Johannes Drach vgl. „Des Herren Name steht uns bei“ – Luthers Freunde und Schüler in Thüringen Teil I,

  Berlin 1961 und G. Kawerau, Johannes Draconites aus Carlstadt, Beiträge zur Bayerischen Kirchengeschichte

  3, 1897, S. 247-275

[2] Vgl. dazu: Werner Zapotetzky, Karlstadt, Geschichte einer Stadt in Franken, 3. überarbeitete Auflage,

  Karlstadt 1994, S. 101 ff.

[3] Erst als Pfarrer von Waltershausen änderte Johannes Drach seinen Namen nun endgültig in Johannes

  Draconites ab. Seine Gegner sollten ihn später wegen seines Namens als den „höllischen Drachen“

  verspotten.

[4] Vgl. dazu: Fritz Herrmann, Der Prozeß gegen D. Johannes Drach und Anton Scherpfer und die Unterdrückung

  der evangelischen Bewegung in Miltenberg, Beiträge zur bayerischen Kirchengeschichte 9, Erlangen 1903,

  S. 193 ff.

[5] Vgl. WA 15, S. 54 ff. In diesem Trostbrief schreibt Luther: „Denn ich bin durch Doktor Johann Carlstadt

     (Johannes Drach aus Karlstadt; P.H.), eurem vertriebenen Pfarrherrn, und auch sonst gründlich unter-

     richtet wie die Feinde des Evangeliums ... an euch gehandelt haben.“

[6] Auch ich, Johannes Draconites, Professor und Prediger in Marburg, unterschreibe!; zitiert nach Herbert von

  Hintzenstern, a.a.O., S. 25f.

[7] Herbert von Hintzenstern, a.a.O., S. 29

[8] „Obwohl im gleichen Jahre Draconites endlich in Waltershausen fest angestellt wurde, blieb er nicht dort. Er

  gab die Pfarrstelle auf und ging nach Eisenach. Vielleicht mochte er nicht mehr in dem Orte bleiben, in dem

  seine junge Frau im Wochenbett gestorben war. ... Nun war ihm nach dem glücklichen Ehejahr des Pfarrhaus

  vereinsamt und der Ort verleidet! Vielleicht wandte sich aus diesem Grunde der Wittwer seinen biblischen

  Sprachstudien, die er in Erfurt und Wittenberg begonnen hatte, so energisch zu!“, Herbert von Hintzenstern,

  a.a.O., S. 31

[9] „Dazu rechnete er das 1. Buch Mose, das er nach den sechs Hauptpersonen einteilte (Adam, Noah, Abraham,

   Isaak, Jakob und Joseph), sodann den Psalter und die Propheten Micha, Jesaja, Maleachi, Sacharja, Joel und

   die Sprüche Salomos. Die messianischen Stellen ließ er in roter Farbe drucken, als er das achtteilige Werk in

   den Jahren 1563 bis 1565 endlich in Wittenberg und Leipzig veröffentlichen konnte.“, Herbert von

   Hintzenstern, a.a.O., S. 32

[10] Herbert von Hintzenstern, Johannes Draconites, Ein lutherischer Bibeltextforscher als „Bischof von

  Waltershausen“, in: „Des Herren Name steht uns bei“ – Luthers Freunde und Schüler in Thüringen Teil I,

  Berlin 1961, S. 25

[11] Vgl. Otto Jakob, Johannes Schöner aus Karlstadt (1477-1547), Beiträge zur Geschichte der Stadt Karlstadt

    und des Umlandes, Heft V, Karlstadt 1981, S. 8.

[12] Otto Jakob, a.a.O., S. 9.

[13] Norbert Holst, Mundus – Mirabilia – Mentalität, Bamberg 1999, S. 21f.

[14] „Unter dem im Kreis der Humanisten in Deutschland hochgeschätzten Bischof Georg III. Schenk von

    Limpurg und in seinem Umfeld konnten sich lutherfreundliche Tendenzen verhältnismäßig ungehindert

    Ausbreiten. Dabei dürfte die Offenheit der Humanisten für die Relativierung kirchlicher Lehrtraditionen

    eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben.“, Franz Machilek, Das Mainzer Oberstift ..., in Handbuch der

    Geschichte der Evangelischen Kirche in Bayern, Band 1, hrsg. von Gerhard Müller, Horst Weigelt und

    Wolfgang Zorn, St. Ottilien 2002, S. 264.

[15] Otto Jakob, a.a.O., S. 11.

[16] Vgl. dazu Norbert Holst, a.a.O., S. 57ff.

[17] A. Fauser, Die Welt in Händen, Stuttgart 1967, S. 59.

[18] Otto Jakob, a.a.O., S. 14.

[19] Otto Jakob,a.a.O., S. 32.

[20] Vgl. dazu E. Reicke, Aus dem Leben des Johannes Schöner, in: Abhandlungen der Naturhistorischen

    Gesellschaft zu Nürnberg, Band 17, Nürnberg 1907, S. 41ff.

[21] Otto Jung, Dr. Michael Beuther aus Karlstadt, Mainfränkische Heft, Heft 27, S. 6

    Werner Zapotetzky beschreibt die damaligen Ereignisse in Kalrstadt folgendermaßen: „Die Bürger Karlstadts

    hatten nach der Zerstörung der Karlsburg dem Amtmann ein Haus in der Stadt einzuräumen und die Baulast

    zu tragen, die sie später jedoch mit 3000 fl. ablösten. ...Es handelt sich dabei um den Amtskeller, dessen Wap-

    pen auf einem der Schußsteine von 1512 in der Stadtpfarrkirche erscheint. Sein Sohn, Michael Beuther d.J.

    bildet praktisch das ausgleichende Gegengewicht zu dem oft schwärmerisch exaltierten Dr. Carlstadt. 1522 in

    Karlstadt geboren entstammt er einer auch in Thüringen verbreiteten Familie, deren fränkischer Zweig mit

    Paul Beuther schon im15. Jhd. Im Dienst der Fürstbischöfe stand.

    Mit Michael Beuther d.Ä. wurden die Beuther in Karlstadt ansässig, nachdem dieser zwanzig Jahre am Hof zu

    Würzburg und neun Jahre auf der Homburg Dienst getan hatte. Als er starb hinterließ er zwei unmündige

    Söhne, Michael und Johannes.“, W. Zapotetzky, Karlstadt – Geschichte einer Stadt in Franken, Karlstadt

    3. Aufl. 1994, S. 106

[22] Vgl. dazu Otto Jung a.a.O. S. 9

[23] Vgl. dazu 1.2. Johann Schöner

[24] „Diese Umgebung wird zum prägenden Erlebnis für den Studenten Michael Beuther. 1538 erwirbt er den Grad

    Eines Baccalaureus und tritt 1544 erstmals mit dem „Epigrammaton“ und dem „Reinicke Fuchß“ literarisch an

    die Öffentlichkeit. Als 22jähriger übernimmt er im gleichen Jahr ... die Professur für Geschichte und Poetik in

    Marburg.“, Werner Zapotetzky, a.a.O. S. 108. Werner Zapotetzky weist auch zu Recht darauf hin, dass die

    Karlstadter Humanisten Schöner und Drach ihre Landsleute förderten und mit den entsprechenden positiven

    Empfehlungen weitergereichten haben.

[25] Vgl. Otto Jung, a.a.O., S. 35f

[26] Otto Jung, a.a.O., S. 38

[27] „Beuther reit seinem Bischof, „der zwar päpstlich war, aber ein aufrichtiger Patriot und Friedensfreund“, die

    dargebotenen Friedensbedingungen nicht zurückzuweisen und dem hier zum erstenmal zum Durchbruch ge-

    kommenen Grundsatz, in Religionssachen solle nicht eine Abstimmungsmehrheit entscheiden, nicht abzu-

    lehnen.“, Otto Jung, a.a.O. S. 40. Dieser Grundsatz sollte den Durchbruch zum späteren Religionsfrieden im

    Reich eröffnen. Auch hier zeigt sich die große Wirkungsgeschichte der Karlstadter Humanisten und Refor-

    matoren.

[28] „Beuther nennt sich nun Dr. Michael Beuther von Carlstadt und führt in dem ihm gleichzeitig mit der Doktor-

    würde und der akademischen Nobilität verliehenen Wappen die Lilie (wohl aus dem Stadtwappen von Karl-

    stadt) und den Greifen (Greifswald?), der einen geflügelten Drachen (Sinnbild des Hl. Michael) im Schnabel

    hält.“, Otto Jung,a.a.O. S. 41

[29] Otto Jung, a.a.O., S. 43

[30] „Die Hoffnung, dass die Einheit durch Kompromiss wieder hergestellt werden könnte, war lange lebendig.

    Diese Tendenz setzte sich in der Regierungszeit Fürstbischofs Melchior Zobel von Giebelstadt (1544-1558)

    fort, wenngleich er selbst ein eindeutig katholischeres Profil als sein Vorgänger an den Tag legte. Melchior

    Zobel – obgleich zum Bischof geweiht – besaß keine Neigungen zu theologischen Auseinandersetzungen,

    umso mehr liebte er das Waffenhandwerk. Er lehnte konfessionelle Streitigkeiten ab, hoffte auf Verständigung

    im Glaubenstreit und verzichtete auf Gewaltmaßnahmen. Bei der Anstellung der Beamten legte Melchior

    Zobel kein Augenmerk auf Konfessionszugehörigkeit, sondern allein auf Befähigung. Zum evangelischen

    Glauben bekannten sich die beiden von Zobel berufenen fürstbischöflichen Räte Georg Ludwig von Seins-

    heim und Dr. Michael Beuther aus Karlstadt a.M. sowie der bischöfliche Leibarzt Dr. Johannes Sinapius aus

    Schweinfurt. Unter diesen Vorraussetzungen traten in der Stadt Würzburg wieder deutlicher reformatorische

    Tendenzen hervor.“, Wolfgang Weiß, Die reformatorische Bewegung in Würzburg, in: Frankenland 2/2004,

    S. 111; vgl. dort auch S. 112,f.

[31] Vgl. dazu Ulrich Bubenheimer, Andreas Rudolff Bodenstein von Karlstadt, in: Festschrift der Stadt Karlstadt

    zum Jubiläumsjahr 1980, Karlstadt 1980, S. 5ff

[32] Ulrich Bubenheimer, Andreas Rudolff Bodenstein von Karlstadt, a.a.O., S. 5

[33] „Im Unterschied zu den meisten Wohnhäusern der mittelalterlichen Stadt war dieses im 20. Jahrhundert ab-

    gerissene Haus ein massives Steingebäude, was auf einen herrschaftlichen Besitzer, wie es das Domkapitel

    war, hindeutet.“, Ulrich Bubenheimer, Andreas Rudolff Bodenstein von Karlstadt, a.a.O., S. 5

[34] Vgl. dazu Werner Zapotetzky, Kleine Rundfahrt auf den Spuren von Andreas Bodenstein, in: Ulrich Buben-

    heimer, Stefan Oehmig (Hrsg.), Querdenker der Reformation – Andreas Bodenstein von Karlstadt und seine

    frühe Wirkung, Würzburg 2001, S. 277.

[35] Ulrich Bubenheimer, a.a.O., S. 17.

[36] Martin Brecht, a.a.O., S.170f.