Description of image1
Description of image2

Kloster Neumünster

Wer heute die Klosterstraße im Stadtteil Neumünster durchwandert, wird fast nichts mehr vom alten Kloster wahrnehmen, Fundamente sind überbaut, skulptierte Steinfragmente sind verschüttet oder als Baumaterial vermauert. Da bisher keine systematische Grabung stattgefunden hat, lassen sich die bauliche Anlage und die Baugeschichte nur annäherungsweise rekonstruieren. Steinerne Zeugnisse und spärlich erhaltene mittelalterliche Quellen deuten auf mehrere Bauabschnitte hin: eine erste Kirche im 9. Jahrhundert, die Erneuerung des Westteils mit zwei Türmen und Nonnenchor kurz nach 1200, die Errichtung eines Chores und möglicherweise auch eines neuen Langhauses in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Ob mit der Neugründung der Benediktinerinnenabtei im Jahre 1005 auch ein Neubau des Klosters einherging, ist bisher nicht nachweisbar, neuere Funde von Mauerresten lassen es vermuten.

KLoster Neumünster 25 Ökonomiegebäude Hof

Das Wasser der Klosterquelle oberhalb des Areals der Abtei floss durch eine Leitung zu den Konventsgebäuden. Das ausgestellte Stück einer Wasserleitung aus Eichenholz war in einer Scheune in der Feldstraße unweit der Quelle als Deckenbalken wieder verwendet worden.

Schon am Ende des 16. Jahrhunderts müssen zumindest Teile des Klosters in einem solchen Zustand gewesen sein, dass Steine herausgebrochen und einer neuen Verwendung zugeführt wurden; dies belegt der Grabstein mit gotischem Maßwerk auf seiner Rückseite, das wohl ursprünglich zu einem Blendfenster der Klosterkirche gehörte.

 Klosterschatz, Bibliothek und große Teile des Klosterarchivs sind den Wirren der Zeit zum Opfer gefallen. Von einigen im Landesarchiv des Saarlandes aufbewahrten Urkunden sowie einigen Siegeln sind Kopien in der Ausstellung zu sehen. Die im Museum zusammengestellten Fundstücke vertiefen das Bild, das auf der Grundlage von Schriftquellen schon früher vom Kloster Neumünster gezeichnet wurde.

 

Die älteste Nachricht über ein Chorherrenstift enthält die Kopie der Bestätigungsurkunde durch Kaiser Ludwig den Frommen aus dem Jahre 871, die den Metzer Bischof Adventius als Gründer nennt. Da dieser sein Pontifikat im Jahre 858 angetreten hat, dürfte die Gründung des Stiftes um 865 Jahre anzusetzen sein. Bemerkenswert ist die Kennzeichnung der Klosterkirche als „prachtvollen und stattlichen Bau“. Die von Adventius in das Kloster überführten Reliquien des heiligen Terentius blieben bis zur Aufhebung des Klosters ein Anziehungspunkt für die Gläubigen der Bliesgegend.

 Kloster Neumünster 6 Grabstein 1585

Das Chorherrenstift hat sich wahrscheinlich nicht erfolgreich entwickelt; denn aus einer Urkunde Kaiser Heinrichs II. aus dem Jahre 1005 erfahren wir von der Gründung einer Abtei für adelige Frauen durch den Bischof Adalbero von Metz (984 – 1005) an der Stelle des Stiftes. Die Neugründung wird „novum monasterium“, „Neu-Münster“, bezeichnet. Für die folgenden 500 Jahre bleibt dieses kleine Kloster nach der Benediktinerregel ein geistliches und kulturelles Refugium für die Töchter des Adels im saarpfälzischen Raum. In den allgemeinen Niedergang monastischen Lebens ab dem 15. Jahrhundert wird auch das Nonnenkloster Neumünster hineingezogen, im 16. Jahrhundert beschädigen Kriegseinwirkungen die Gebäude und schmälern die Einkünfte. Mit der Einführung der Reformation 1574 durch Graf Albrecht von Ottweiler geht die Geschichte der Benediktinerinnenabtei zu Ende. Der Plan des Grafen, das Kloster in ein evangelisches Frauenstift mit Schule und Spital zu verwandeln, kommt nicht zur Ausführung. Die Gebäude verfallen, Bestehendes wird im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Bei der Neubesiedelung des Dorfes Neumünster nach 1700 dient die Klosterruine als Steinbruch.

(Text von Professor Horst Schiffler)