Immaterielles Kulturerbe

Der Further Drachenstich: Beispiel für ein historisches Festspiel in Bayern mit langjähriger Tradition - seit dem 17. Jahrhundert sicher belegt (Foto: Stadt Furth)
Der Further Drachenstich: Beispiel für ein historisches Festspiel in Bayern mit langjähriger Tradition - seit dem 17. Jahrhundert sicher belegt (Foto: Stadt Furth)

Seit dem Jahr 2003 stellt die UNESCO kulturelle Ausdrucksformen in den Fokus der Öffentlichkeit – darunter der spanische Flamenco, die japanische Puppentheatertradition oder die iranische Teppich-Knüpfkunst. Überall auf der Welt sollen überliefertes Wissen und Können sowie Alltagskulturen als sogenanntes immaterielles Kulturerbe erhalten und gefördert werden. Im Zentrum stehen lebendige Traditionen und Riten, die einer Gemeinschaft ein Gefühl der Identität und der Kontinuität vermitteln, wie beispielsweise Musik, Tanz, Bräuche, Feste und herkömmliche Handwerkstechniken. Dementsprechend zeichnet sich das immaterielle Kulturerbe durch seine Vielfalt aus. Es wird von Generation zu Generation weitergegeben und unterliegt auch heute noch der steten Veränderung.

Die UNESCO dokumentiert die weltweite kulturelle Vielfältigkeit auf internationaler Ebene insbesondere über die "Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit":

Die Bundesrepublik Deutschland ist 2013 dem UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes beigetreten. Zentrales Element der Umsetzung in Deutschland ist ein bundesweites Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes.

Die letzten Aufnahmen in das Bundesverzeichnis sind im Dezember 2016 erfolgt. Unter den insgesamt 34 Neuaufnahmen befinden sich 15 von Bayern vorgeschlagene Traditionen und Kulturformen:

Immaterielles Kulturerbe Bayern: Das Logo wurde im Rahmen eines vom Kunstministerium ausgeschriebenen Wettbewerbs ausgewählt. Der Siegerentwurf stammt von Ingrid und Theresa Schinagl.
Immaterielles Kulturerbe Bayern: Das Logo wurde im Rahmen eines vom Kunstministerium ausgeschriebenen Wettbewerbs ausgewählt. Der Siegerentwurf stammt von Ingrid und Theresa Schinagl.

Auf Länderebene werden die im Freistaat Bayern verorteten immateriellen Ausdrucksformen in einem eigenen Bayerischen Landesverzeichnis dokumentiert.

Bayerisches Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes

Agnes Bernauer Festspiele Straubing

Der Agnes-Bernauer-Festspielverein in Straubing führt im Innenhof des herzoglichen Schlosses im vierjährigen Turnus ein Freilichttheater auf, das seit 1935 in verschiedenen Tableaus die in den lebensgeschichtlichen Details legendäre, 1435 in Straubing hingerichtete Baderstochter Agnes Bernauer darstellt. Bei der von rund 200 Laiendarstel­lern aus Stadt und Umland getragenen Inszenierung, die eine wiederholte Neubearbeitung erfahren hat, wird insbesondere bei der Ausstattung auf histori­sche Detailtreue wert gelegt und trägt so zur Identifikation mit der Stadt- und bayerischen Landesgeschichte bei.

Augsburger Friedensfest

Das Augsburger Friedensfest entstand im Jahre 1650 anlässlich der Wiederer­langung der freien protestantischen Religionsausübung nach dem Drei­ßigjährigen Krieg. Seit dem 20. Jahrhundert stellt das mittlerweile ganz be­wusst überkonfessionell und interreligiös ausgerichtete Fest mit gegenwärtig über 60 Veranstaltungen die wechselseitige Achtung des Anderen und die Friedenssicherung in den Mittelpunkt. Als Deutschlands einziger städtischer gesetzlicher Feiertag (8. August) ist das Augsburger Friedensfest das zentrale gesellschaftliche Festereignis.

Bayerische Brautradition nach dem Reinheitsgebot

Das Brauwesen hat im Freistaat Bayern eine besonders lange Tradition. Dem 1516 in Ingolstadt erlassenen Reinheitsgebot mit der strikten Beschränkung auf die vier natürlichen Zutaten Wasser, Malz, Hopfen und Hefe ist es zu verdanken, dass sich in Bayern eine einzigartige als „Braukunst“ bezeichnete handwerkliche Tradition entwickelt hat.

Traditionelle Dörrobstherstellung und Baumfelderwirtschaft im Steigerwald

Das traditionelle Dörren von Obst erfolgt im Steigerwald mittels holzbefeuerter Öfen auf sogenannten Därren. Verbunden ist diese seit vielen Generationen überlieferte handwerkliche Technik mit der Baumfelderwirtschaft, bei der auch die Flächen unter den Obstbäumen  (Birne, Apfel, Zwetsche, Kirsche) landwirtschaftlich genutzt werden. Die seit Generationen bestehende Herstellung von Dörrobst und Baumfelderwirtschaft verbindet ein Wissen im Umgang mit der Natur mit tradierten Fähigkeiten der Lebensmittelkonservierung.

Drechslerhandwerk

Die Handwerkstradition des Drechselns ist eine sehr alte Form der mechanischen Bearbeitung von Werkstoffen. Heute wird das Handwerk neben meist kleinen Betrieben, die sich auf Einzelstücke oder Kunsthandwerk spezialisiert haben, als Hobby oder künstlerisch motiviert betrieben. Mit der Berufsschule in Bad Kissingen (einer von zwei verbliebenen in ganz Deutschland) und der Stadt Fürth als Sitz des Drechslerfachverbandes ist Bayern ein wichtiges Zentrum im Hinblick auf die Weitervermittlung der hand­werklich-tradierten Fähigkeiten und Techniken.

Feldgeschworenenwesen in Bayern

Das Amt der Feldgeschworenen ist seit dem späten Mittelalter belegt (in Fürth werden sie beispielsweise 1426 erstmals urkundlich erwähnt) und stellt damit das womöglich älteste kommunale Ehrenamt in Bayern dar. Gruppen von typischerweise sieben Feldgeschworenen („Siebener“ genannt) wachen bereits seit Jahrhunderten über die Einhaltung von Grundstücksgrenzen und sorgen durch Grenzsteinsetzung für deren Sichtbarkeit.

Flechthandwerkstradition

Flechten ist die manuelle Fähigkeit, Materialien miteinander zu verbinden, um eine in sich stabile Struktur zu schaffen. Das Flechten zählt zu den ältesten handwerklichen Techniken der Menschheit und ist weltweit verbreitet. Besondere Bedeutung hat diese Handwerkstradition in den oberfränkischen Flechthandwerkszentren Lichtenfels und Michelau.

Fürther Michaeliskirchweih

– Beispiel für die Tradition der Stadtkirchweihen in Franken

Die Fürther Michaeliskirchweih zählt zu den größten Stadtkirchweihen in Bayern. Mit ihren Elementen des überkonfessionellen Kirchweihgottesdienstes, dem Kirchweihmarkt, der Wirtshauskerwa, dem Unterhaltungsbereich und dem in den Medien übertragenen Erntedankumzug steht sie mit einer großen historischen Tiefe stellvertretend für Kirchweihfeste in den Städten Frankens.

Bäuerliche Gemeinschaftswälder im Steigerwald

Im Steigerwald findet man noch heute häufig sogenannte „Stockaus­schlagwälder“ vor. Laubbaumarten werden im Abstand von einigen Jahrzehnten abgeschlagen – also auf den Stock gesetzt, was vor allem der Gewinnung von Brennholz dient. Die Bewirtschaftung der rund 100 bäuerlichen Gemeinschaftswälder im Steigerwald erfolgt auf Basis eines breiten Spektrums an genossenschaftlichen Rechtsformen mit  Jahrhunderte alten überlieferten Praktiken der Vermessung, des Einschlagens sowie Regelungen zur Verteilung des Holzes unter den etwa 2.600 Waldrechtlern.

Georgiritt und historischer Schwerttanz zu Traunstein

Der Georgiritt in Traunstein findet jeweils am Ostermontag statt und führt zum Ettendorfer Kircherl, wo Pferde und Reiter gesegnet werden. Nach der Rückkehr der Reiterprozession findet am Stadtplatz in Traunstein in spielerischer Form ein historischer Schwerttanz statt.

Goldhaubentradition im Passauer Land

Bei der Goldhaube handelt es sich um eine nach Vorbildern des 19. Jahrhunderts gefertigte Kopfbedeckung, die von Frauen im Passauer Land als schmückendes und „krönendes“ Accessoire der Festtagskleidung getragen wird. Etwa 1.000 Trägerinnen in etwa 35 Gruppen knüpfen seit den 1970er Jahren mit großem Engagement an diese alte Tradition an.

Handwerkliche Fertigung von Flachglas in der traditionellen Technik des Mundblasverfahrens

Diese über mehrere Jahrhunderte alte Handwerkstechnik wird in dieser Form europaweit nur noch an drei Standorten praktiziert. Eine dieser Glashütten befindet sich in Waldsassen in der Oberpfalz. Das dort handwerklich hergestellte, mundgeblasene Flachglas findet vor allem in der Glasarchitektur, Denkmalpflege und bei Künstlern Verwendung.

Historisches Dokumentarspiel "Landshuter Hochzeit 1475"

Die Fürstenhochzeit von Herzog Georg dem Reichen von Bayern-Landshut mit der polnischen Königstochter Hedwig im Jahr 1475 wurde erstmals 1903 aufgeführt, basierend auf dem Wunsch der Bewohner Landshuts, die in der Erinnerung über Jahrhunderte präsente festliche Hochzeit wieder aufleben zu lassen. Hervorzuheben ist vor allem das Bemühen um einen hohen Grad an Authentizität und wissenschaftliche Absicherung der Darstellung.

Historisches Festspiel "Der Drachenstich" zu Furth im Wald

Für die Stadt Furth im Wald und Umgebung ist das historische Festspiel, das den Kampf eines mutigen Ritters gegen einen gefährlichen Drachen thematisiert, das zentrale Ereignis des Jahres und vereint dabei alle Alters- und Bevölkerungsgruppen (ca. 1.500 kostümierte Darstellerinnen und Darsteller).

Historisches Festspiel "Der Meistertrunk" zu Rothenburg ob der Tauber

Das Bühnenstück „Der Meistertrunk“ feierte im Jahr 1881 Premiere und erinnert in Rothenburg o.d. Tauber alljährlich an Pfingsten an die Rettung der Stadt vor dem katholischen kaiserlichen Heer im Jahr 1631. Das historische Festspiel besitzt eine starke identitätsstiftende Funktion und ist um größtmögliche Authentizität etwa bei den Kostümen bemüht.

Historisches Festspiel "Kinderzeche" zu Dinkelsbühl

Die Dinkelsbühler Kinderzeche geht auf ein Schulfest des 16. Jahrhunderts zurück, das im Zeitalter des Historismus im ausgehenden 19. Jahrhundert durch ein Festspiel ergänzt wurde, welches die sagenhafte Aufhebung der Schweden-Belagerung von Dinkelsbühl im 30-jährigen Krieg durch kindliche Friedensdiplomatie zum Thema hat.

Innerstädtischer Erwerbsgartenbau in Bamberg

Der urbane Erwerbsgartenbau in der fruchtbaren Bamberger Regnitz-Aue entstand im 14. Jahrhundert und konzentrierte sich bis ins 19. Jahrhundert auf die Produktion von Gemüsesaatgut und Süßholz. Noch heute produzieren die Gärtner nach bewährter Tradition und vermarkten ihre Waren hauptsächlich auf dem Grünen Markt, in Hofläden und Restaurants.

Limmersdorfer Lindenkerwa (Lindenkirchweih)

Im oberfränkischen Limmersdorf wird alljährlich zur Kirchweih in der dafür eigens als „Ballsaal“ gestalteten Krone des 1686 gepflanzten Lindenbaumes musiziert und getanzt. Nachweislich seit 1729 bildet die „Lindenkirchweih“ den unbestrittenen gesellschaftlichen Höhepunkt des dörflichen Lebens: Jugendliche „debütieren“ beim Lindentanz, viele lernen hier den Partner/die Partnerin fürs Leben kennen.

Kötztinger Pfingstritt

Diese jährliche Reiterprozession in das benachbarte Steinbühl lässt sich bis ins 17. Jahrhundert belegen. Heutzutage nehmen an der Veranstaltung über 900 Reiter mit ihren geschmückten Pferden teil. Der zu den größten berittenen Bittprozessionen Europas gehörende Pfingstritt hat für Bad Kötzting eine starke identitätsstiftende Bedeutung, die sich u.a. auch in der künstlerischen Ausgestaltung des Stadtbildes bemerkbar macht.

Mal-, Fass- und Vergoldetechniken des Kirchenmalers

Die traditionellen Handwerkstechniken des Kirchenmalers sind in ihrer dekorativen Oberflächengestaltung aus Kirchen, Schlössern und anderen repräsentativen Bauten in Deutschland nicht wegzudenken. Es gibt dabei drei große Bereiche: Dazu gehören die Gestaltung von Wandflächen, die Imitation von edlen und kostbaren Materialien sowie die Verarbeitung von Blattmetallen und Metallpulvern.

Markttradition des "Münchner Viktualienmarktes" als Handelsbrauch

Als ständiger, vorwiegend aus festen Buden bestehender Markt für Lebensmittel in der Altstadt von München verkörpert der Viktualienmarkt in besonderer Weise die urbane Markttradition. Aufgrund der mit dem Markt unmittelbar verbundenen gesellschaftlichen Komponente handelt es sich um weitaus mehr als einen bloßen Ort des Handeltreibens.

Nürnberger Epitaphienkultur

Die reich gestalteten metallenen Relieftafeln auf den liegenden Grabsteinen der Nürnberger Friedhöfe St. Johannis und St. Rochus machen diese zu einem wichtigen Erinnerungsort und geben Zeugnis über die bis ins 16. Jahrhundert zurückreichende Nürnberger Epitaphienkultur. Die historischen Neuschöpfungen und Neuinterpretationen stellen eine moderne Form der Trauerarbeit dar.

Oberpfälzer Zoiglkultur

Charakteristisch für die Oberpfälzer Zoiglkultur ist das gemeinschaftliche Brauen im lokalen Kommunbrauhaus sowie der von intensiver Kommunikation be­gleitete Ausschank und Konsum des handwerklich gebrauten Bieres bei (Laien)Wirten. Die traditionell ge­ringen Produktionschargen bedingen einen nur temporären Aus­schank in wechselnden Lokali­täten. In der Oberpfalz lassen sich Belege für das Kommunbrauwesen und die Zoiglkultur bis in das Jahr 1415 (Neuhaus) zurückverfolgen.

Osingverlosung

Der Osing ist eine gemeindefreie Hochfläche von 274 ha im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim. Seit mehr als 550 Jahren existiert die genossenschaftliche Praxis, den gemeinschaftlichen Besitz durch ein genau festgelegtes Losverfahren in festen Abständen neu unter den bäuerlichen Rechteinhabern zu verteilen.

Passionsspiele Oberammergau

Das weltbekannte alle zehn Jahre von der Oberammergauer Bevölkerung aufgeführte Passionsspiel thematisiert das Leiden, Sterben und die Auferstehung Christi. Rund die Hälfte der Gesamtbevölkerung wirkt an dem Spiel mit. Hervorzuheben ist die mit rund 380 Jahren ungewöhnlich lange und trotz aller Widerstände durchaus kontinuierliche Tradition, die in Sprache, Musik, Festkultur und Handwerk ausstrahlt und als beeindruckende Gemeinschaftsleistung die Gemeinde nachhaltig prägt.

Schafhaltung in Bayern

Als traditionelle Form der Tierhaltung hat die Schäferei gerade auch in Bayern seit Jahrhunderten eine prägende Wirkung auf verschiedene Kultur­landschaften (Wacholderheiden, Trocken- und Magerrasen) mit gegenwärtigen Schwerpunkten in Franken und Schwaben. Heutzutage im „Landesverband Bayerischer Schafhalter“ mit seinen rund 1.500 Schafhaltern organisiert, lassen sich die Schäfervereinigungen auf die seit dem 15. Jahrhundert belegbaren Schäferzünfte zurückführen. Für den sozialen Zusammenhalt von zentraler Bedeutung sind vielfältige tradierte Brauch- und Festformen wie Schäferläufe, Hütewettbewerbe oder Schäfertänze.

Sennfelder und Gochsheimer Friedensfest

Das Friedens- und Freudenfest in Sennfeld und Gochsheim geht auf die Wiedererlangung der Reichsfreiheit im Jahre 1649 zurück, die die beiden Dörfer im Dreißigjährigen Krieg verloren hatten. In Gochsheim wird das seit 1650 belegte Friedensfest von Anfang an zusammen mit der Kirchweih gefeiert. Ein analoges Fest ist in Sennfeld ab 1705 belegt.

Spitzenklöppeln im Oberpfälzer Wald

Beim Klöppeln handelt es sich um eine seit dem 16. Jahrhundert belegte textile Technik zur Spitzenerzeugung, die sich als Hausindustrie etabliert hat. Insbesondere in den Gemeinden Schönsee, Stadlern und Tiefenbach – im Oberpfälzer Wald nahe der Grenze zur Tschechischen Republik gelegen – ist das Spitzenklöppeln eine seit dem 19. Jahrhundert von Generation zu Generation weitergegebene handwerkliche Praktik.

Tölzer Leonhardifahrt

Die Bad Tölzer Leonhardifahrt ist eine alljährlich am 6. November durchgeführte Prozession zu Pferd zu Ehren des Heiligen Leonhard, deren Tradition nachweislich bis 1772 zurückreicht. Über 80 Vierergespanne mit prächtig geschmückten Wägen nehmen an dem Zug hinauf zum Kalvarienberg teil.

Tradition der hochalpinen Alpwirtschaft im Allgäu

Im Allgäu werden in den Sommermonaten (hoch-)alpine Weideflächen in Gemeinschaftsbesitz von „Älplerinnen“ und „Älplern“ bewirtschaftet. Diese seit dem Hochmittelalter belegte Wirtschaftsform und viele damit unmittelbar zusammenhängende Ausdrucksformen haben das Kulturlandschaftsbild und auch die Gesellschaft im Laufe der Zeit entscheidend geprägt. Durch die Etablierung ökologischer Landwirtschaft gewann auch das tradierte Wissen der Alpwirtschaft neuerlich an Bedeutung.

Weihnachtsschützen im Berchtesgadener Land

17 Mitgliedsvereine der „Vereinigten Weihnachtsschützen des Berchtesgadener Landes e.V.“ mit über 3.300 Mitglie­dern üben zu verschiedenen festlichen Anlässen den Brauch des Böller­schießens mit ihren Hand- und Schaftböllern aus. Dabei verstärkt der Widerhall im Berchtesgadener Talkessel die akusti­sche Wirkung der verschiedenen Einzel-, Schnell- und Salvenfeuer auf besonders eindrucksvolle Weise.

Wirken der Nürnberger Naturhistorischen Gesellschaft

– Beispiel für die Tradierung von Wissen um die Natur und das Universum

Die Nürnberger Naturhistorische Gesellschaft vereinigt einen aufklärerischen Vermittlungsimpetus mit einer breitenwirksamen, auf ehrenamtlicher Basis gründenden Vermittlungsarbeit. Neben der Tradierung historischer Sammlungen stehen eigene Schwerpunkte im Sinne einer „Citizenscience“ im Mittelpunkt, womit die Aktivitäten an der Schnittstelle von akademischer Wissenschaft und bürgerlicher Wissensgenerierung stehen.

Wunsiedler Brunnenfest

Zum Johannistag (24. Juni) schmücken die Brunnengemeinschaften in Wunsiedel alljährlich die öffentlichen Brunnen der Stadt mit Blumen und Lichtern. Am zugehörigen Wochenende findet ein Stadtfest statt, bei dem Bevölkerung und Gäste von Brunnen zu Brunnen ziehen und gemeinsam feiern.

Zwiefacher

Der Zwiefache ist eine überlieferte, typisch bayerisch-böhmische Musikgattung, die sowohl musiziert, getanzt als auch gesungen wird. Seine Besonderheit besteht im unregelmäßigen Wechsel zwischen Dreivierteltakt (Walzer) und Zweivierteltakt (Dreher).

Bayerisches Register Guter-Praxisbeispiele der Erhaltung des immateriellen Kulturerbes

Erforschung und Dokumentation von Flur- und Hausnamen in Bayern ("Verband für Orts- und Flurnamenforschung in Bayern e.V.")

Die tradierten Flur- und Hausnamen in Bayern sind sprachlicher Ausdruck einer Beziehung der Menschen zur Landschaft sowie zur sozialen Struktur ihrer Heimat. Der Verband für Orts- und Flurnamenforschung in Bayern kümmert sich um die Erforschung, Dokumentation und Bewahrung dieser sprachlichen Orientierungshilfen im ländlichen Raum.

Bewahrung und Förderung der traditionellen Spezialitätenvielfalt in Oberfranken (Verein "Genussregion Oberfranken e.V.")

In Oberfranken gibt es eine große Fülle kulinarischer Besonderheiten, mit denen häufig sorgsam gepflegte Bräuche und ihre kreative Weiterentwicklung verbunden sind. Die kulinarische Identität ist nicht nur ein Stück Geschichte, sondern allseits gepflegte kulturelle Gegenwart und Teil der Identität der Menschen. Der Verein „Genussregion Oberfranken“ und die Handwerkskammer für Oberfranken dokumentieren dieses kulinarische Erbe übergreifend.

Erhalt der Jurahäuser – traditionelle Baukultur im Altmühljura (Jurahausverein)

Der Erhalt der traditionellen Baukultur von Jurahäusern im Altmühltal, von denen sich noch etwa 3.000 erhalten haben, stellt vor allem handwerklich eine große Herausforderung dar. Die historischen Jurahäuser sind geprägt durch eine Dachde­ckung aus dünnen, nur an einer Kante gerade gehauenen Jurakalk­steinplatten und einen schlichten kubischen Baukörper. Der 1984 gegründete Jurahausverein e.V. mit ca. 800 Mitglie­dern hat es sich zur Aufgabe gemacht, durch das in Eichstätt gegründete Museum „Das Jurahaus“ und eine Vielzahl von Aktivitäten wie Vorträge, Führungen, Workshops und Publikationen die Erhaltung der regionalen Baukultur zu sichern.

Bewerbungsverfahren

Für die Aufnahme in die Verzeichnisse des immateriellen Kulturerbes (Bundes- bzw. Landesverzeichnis) bedarf es einer Bewerbung. Gruppen und Gemeinschaften, die eine kulturelle Ausdrucksform praktizieren, können in ihrem jeweiligen Bundesland innerhalb speziell festgelegter Zeiträume einen entsprechenden Antrag einreichen. Die nächste Möglichkeit besteht voraussichtlich im Jahr 2019 - nähere Informationen werden rechtzeitig veröffentlicht (u. a. an dieser Stelle im Internet).

Eine unmittelbare Bewerbung für die Aufnahme in die internationale UNESCO-Liste ist nicht möglich. Im Sinne eines gestuften Verfahrens ist zunächst die erfolgreiche Eintragung in das Bundesverzeichnis Voraussetzung. Aus dem Kreis der dort gelisteten Traditionen wählt die Kultusministerkonferenz im Benehmen mit der Beauftragten für Kultur und Medien der Bundesregierung im Regelfall einmal jährlich einen Kandidaten aus und schlägt diesen bei der UNESCO in Paris zur Aufnahme vor.

Bitte beachten Sie zudem insbesondere folgende Hinweise:

  • Es können nur diejenigen Bewerbungen berücksichtigt werden, bei denen die Erhaltung und Weitergabe des lebendigen kulturellen Erbes durch seine Träger ersichtlich ist.
  • Gruppen, Gemeinschaften und Einzelpersonen können nur dann eine Bewerbung einreichen, wenn mit der Ausübung und Pflege des immateriellen Kulturerbes nachweislich nicht vorrangig kommerzielle Interessen verfolgt werden.
  • Für die Bewerbung ist ausschließlich das einheitliche Bewerbungsformular zu verwenden.


Sowohl auf Bundes- wie auch auf Landesebene wird die Aufnahmeentscheidung jeweils durch Expertengremien fachlich begleitet. Die Mitglieder bringen eine breite Expertise mit. Nach der intensiven Begutachtung aller Bewerbungen wird eine Fachempfehlung vorgelegt.

Bewerbungsunterlagen

Hier finden Sie rechtzeitig für die nächste Bewerbungsmöglichkeit die aktuellen Antragsunterlagen (voraussichtlich Anfang 2019).

Weitere Informationen

Für allgemeine Informationen zum immateriellen Kulturerbe wurde – neben der Beratungsmöglichkeit durch die Deutsche UNESCO-Kommission – im Freistaat Bayern eine eigene Beratungsstelle eingerichtet. Die Stelle ist organisatorisch beim Institut für Volkskunde der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften angesiedelt. Interessierte und Antragsteller können sich auf diesem Weg insbesondere über die Voraussetzungen einer Antragstellung informieren und offene Fragen zum Verfahren klären. Die Kontaktdaten lauten:

Beratungsstelle Immaterielles Kulturerbe Bayern

Herr Dr. Helmut Groschwitz
E-Mail: ike@volkskunde.badw.de 
Website: www.ike.bayern.de
Telefon: 089 – 5155 6145
Fax: 089 – 5155 6141

 

Weitere Informationen

Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst ist in Bayern für die innerstaatliche Umsetzung des UNESCO-Übereinkommens zuständig. Folgende Ansprechpartner stehen Ihnen hier zur Verfügung:

              MR Herbert Hillig – 089 2186 2563
              herbert.hillig@stmwk.bayern.de    

             RD Martin Breuer – 089 2186 2421
             martin.breuer@stmwk.bayern.de

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