Pflichtfeuerwehr Grömitz hofft auf Freiwillige
15 Neulinge in dunkelblauer Arbeitskleidung und gelben Helmen mit Gesichtsschutz horchen gespannt dem Ausbildungsleiter. Heute lernen sie ihre ersten Handgriffe als zukünftige Feuerwehrleute. Seit Anfang des Jahres sind sie Teil der Grömitzer Pflichtfeuerwehr (Kreis Ostholstein) - freiwillig. Denn bevor jemand der Pflicht wegen eintritt, setzte die Gemeinde noch mal auf Werbung - mit Erfolg. "Jeder ist willkommen, jeder gehört dazu und jeder möchte gerettet werden, wenn was passiert - auch ich", sagt Anwärterin Faye Scheil, "deswegen war es auch ein Thema. Die warten tatsächlich vielleicht auf mich", habe sie gedacht, "und es ist super."
Gleich sollen die Auszubildenden die Scheune mit Teichwasser löschen - als Übung und auch noch ohne Flammen, versteht sich. Denn bis die Retter zum richtigen Einsatz antreten können, wird es noch dauern: Die einjährige Grundausbildung hat erst begonnen. Es fehlen allerdings auch noch elf Kameraden, um die für eine Pflichtfeuerwehr vorgeschriebene Mitgliederzahl von 63 zu erfüllen.
Briefwerbung soll weitere Kameraden locken
Rund 1350 Freiwillige Feuerwehren gibt es in Schleswig-Holstein - und überall im Land beklagen die Wehren seit geraumer Zeit: Immer weniger Menschen würden eintreten, die Personaldecke sei sehr dünn, der Nachwuchs fehle.
In Grömitz war die Lage zuletzt so angespannt gewesen, dass die Gemeindevertretung Ende 2018 beschlossen hatte, die Pflichtfeuerwehr einzuführen. Um jetzt noch weitere Kameraden zu gewinnen, will die Gemeinde Briefe rausschicken. Denn sonst gilt: Jeder zwischen 18 und 50 kann zum Dienst verpflichtet werden, ob sie wollen oder nicht. "Ich bin damit nicht glücklich, aber es bleibt uns nichts anderes übrig", sagte Björn Sachau, Gemeindewehrführer in Grömitz, im Dezember. Wenn er jetzt die neuen Kameraden erlebt, freut er sich: "Die Gesichtsausdrücke sprechen ja manchmal Bände", sagt der Wehrführer. "Wenn man ihnen erklärt hat, worum es geht, und dann merkt, es kommt immer mehr ein Lächeln ins Gesicht - das ist ein gutes Zeichen."
Pflichtwehren in Friedrichstadt, List und Burg
Pflichtfeuerwehren gibt es auch in Friedrichstadt (Kreis Nordfriesland), List auf Sylt und Burg in Dithmarschen. In Burg hatte es nach einem Streit etliche Austritte gegeben. Zurück zur Freiwilligen Feuerwehr ist laut Landesfeuerwehrverband aber nicht unwahrscheinlich: Ende des vergangenen Jahres hieß es demnach, die Wehren in List und Friedrichstadt seien auf einem guten Weg, in Zukunft wieder freiwillige Wehren zu werden.