E-Scooter in Madrid: E-Scooter werden eingesammelt | Bildquelle: Oliver Neuroth/ARD-Studio Madrid

E-Scooter in Madrid Nebenjob "Juicer"

Stand: 25.06.2019 08:55 Uhr

Mehr als 8600 E-Scooter sind in Madrid gemeldet. Damit die Leihgeräte immer einsatzbereit sind, kümmern sich "Juicer" um das Laden der Akkus. Wer macht diesen mühsamen Job?

Von Oliver Neuroth, ARD-Studio Madrid

Wenn Lourdes damit beginnt, E-Scooter aufzuladen, liegen normalerweise schon zehn oder zwölf Stunden Arbeit hinter ihr. Die 31-Jährige betreibt einen Waschsalon in Madrid. Gegen neun Uhr abends kommt sie nach Hause, isst etwas und öffnet die App eines Scooter-Anbieters:

"Dann sehe ich, in welchem Teil der Stadt die meisten Scooter abgestellt sind. Da fahre ich hin, packe sie in mein Auto, kehre zurück zum Abstellraum meines Waschsalons und lade sie dort die Nacht über auf. Um halb sechs morgens lade ich die Scooter wieder ins Auto und fahre zu Plätzen in der Stadt, die mir die App vorgibt. Dann lege ich mich noch mal kurz hin, bevor ich später meinen Waschsalon wieder aufmache."

Lourdes sammelt E-Scooter in Madrid ein und lädt sie auf. | Bildquelle: Oliver Neuroth/ARD-Studio Madrid
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Lourdes sammelt E-Scooter in Madrid ein und lädt sie auf.

"Jede Nacht geht das nicht", sagt Lourdes, das koste zu viel Kraft. Aber zwei, drei Mal die Woche ist sie als "Juicer" unterwegs. Sie fährt einen kleinen Peugeot: Wenn sie die Scooter gut schachtelt, passen bis zu zwölf Stück in das Auto. Pro Scooter-Aufladen verdient sie rund drei Euro - die Preise schwanken leicht je nach Stand des Akkus.

"Voll aufladen auf 100 Prozent ist Pflicht", sagt Lourdes. "Wenn Dir die App meldet: 'Der Akku ist zu weniger als 95 Prozent geladen', zahlt Dir die Firma nicht drei Euro, sondern nur 2,50 Euro. Das musst man dann akzeptieren: Es gibt weniger Geld, wenn der Roller nicht die volle Leistung hat."

400 "Juicer" in Madrid

Der weltweit größte Scooter-Anbieter Lime beschäftigt in Madrid rund 400 "Juicer" wie Lourdes. Alle sind Freiberufler, die das Aufladen der Roller in Eigenregie managen. Sie bezahlen auch den Strom, etwa 30 Cent pro Scooter.

Lime-Spanien-Chef Álvaro Salvat stellt klar: Die Arbeit als 'Juicer' sollte man nicht als Hauptjob sehen. "Es ist eine Nebentätigkeit, so etwas wie die Kirsche auf der Torte. Ich kenne zum Beispiel einen Typen, der für die Hochzeit mit seiner Freundin spart und für eine bestimmte Zeit als "Juicer" für uns jobbt. Oder Leute, die eigentlich ins Fitnessstudio gehen würden - aber lieber das Einsammeln der Roller als Sport machen und dabei sogar Geld verdienen. Wir haben sehr verschiedene "Juicer"-Geschichten - jeder macht den Job aus anderen Motiven heraus."

E-Scooter in Madrid: Lime-Chef Alvara Salvat | Bildquelle: Oliver Neuroth/ARD-Studio Madrid
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Lime-Chef Alvaro Salvat: Die Arbeit als "Juicer" sollte man nicht als Hauptjob sehen.

"Die Arbeit ist aber nicht immer nur locker und leicht", sagt Lourdes. Manchmal kommt es auch zum Konkurrenzkampf zwischen "Juicern". Nämlich dann, wenn mehrere denselben abgestellten Roller einsammeln wollen, den sie in der App entdeckt haben.

Lourdes sagt, ihr mache es Spaß, "Juicer" zu sein. Aber sie wolle den Job auch nicht ewig machen. Nur so lange, bis die Kosten für die Anschaffungen ihres Waschsalons wieder drin sind.

Strom für E-Scooter: Willkommen in der "Juicer"-Szene von Madrid
Oliver Neuroth, ARD Madrid
24.06.2019 22:04 Uhr

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Über dieses Thema berichtete MDR aktuell Radio am 25. Juni 2019 um 09:25 Uhr.

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