Karl Farkas

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Karl Farkas (r.) mit Bürgermeister Franz Jonas bei der Überreichung der Goldenen Ehrenmedaille der Stadt Wien (11.12.1963)
Personenname Farkas, Karl
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
GND 118686135
Geburtsdatum 28. Oktober 1893
Geburtsort Wien
Sterbedatum 16. Mai 1971
Sterbeort Wien
Beruf Kabarettist, Regisseur, Schauspieler, Schriftsteller
Parteizugehörigkeit
Religionszugehörigkeit 
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Denkmal
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 8.08.2019 durch WIEN1.lanm09rec
Bestattungsdatum 24. Mai 1971
Friedhof Wiener Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 32C, Nummer 34
Ehrengrab ja
Bildname Karl farkas.jpg
Bildunterschrift  Karl Farkas (r.) mit Bürgermeister Franz Jonas bei der Überreichung der Goldenen Ehrenmedaille der Stadt Wien (11.12.1963)
Bildquelle AT-WStLA 3.3.11.FA1, 63578/11
Bildrechte CC BY-NC-ND 4.0

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  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 1956)
  • Ehrenmedaille der Stadt Wien in Gold (Verleihung: 29 November 1963, Übernahme: 11 Dezember 1963)
  • Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien (Verleihung: 1960)

Karl Farkas, * 28. Oktober 1893 Wien 9, Grünentorgasse 12, † 16. Mai 1971 Wien, Kabarettist, Regisseur, Schauspieler, Schriftsteller, Gattin Anni Hán.

Biografie

Ursprünglich für den Kaufmannsberuf bestimmt, besuchte Karl Farkas die Realschule (9, Glasergasse 25) und anschließend die Handelsakademie (8, Hamerlingplatz). 1913 inskribierte er an der Akademie für Musik und darstellende Kunst. Seinen Kriegsdienst absolvierte er als Einjährig-Freiwilliger zunächst an der russischen und rumänischen, ab 1917 an der italienischen Front. Nach seiner Abrüstung wurde er am Olmützer Stadttheater sowie in Mähren-Ostrau und in Linz engagiert. Ab 1920 wirkte er an der Wiener Bühne als Schauspieler und Regisseur. 1922 wurde Farkas von Egon Dorn für dessen Kabarett Simpl engagiert (1, Wollzeile 34), wo er sich zu Beginn als "Blitzdichter" betätigte, dann aber auch als Mitautor von Stücken und als Darsteller in Erscheinung trat. Der Durchbruch gelang 1923/1924 mit der Ausstattungsrevue "Wien, gib acht!" im Ronacher. Im Simpl nahm eine überaus fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Farkas und Fritz Grünbaum ihren Anfang, die bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten andauerte; besonders erfolgreich war das Duo mit seinen Doppelconférencen. Gemeinsam mit Grünbaum hatte Farkas, der 1927 die künstlerische Leitung des Simpl übernahm, von 1926 bis 1931 die Direktion des Wiener Stadttheaters inne und brachte dort neben der Revue "Alles aus Liebe" eine umgearbeitete Fassung des "Feldherrnhügels" und das "Weiße Rössl" auf die Bühne. Daneben gab Farkas Gastspiele an verschiedenen Wiener Theatern und schrieb auch selbst eine Reihe von Revuen, darunter "Die Wunderbar", "Hofloge", "Bei Kerzenlicht", "Verzeih’, daß ich dich liebe" und "Traumexpreß". 1935 wurde in der Komödie (1, Walfischgasse 4) das Stück "Wohin, kleines Fräulein?" mit Erfolg aufgeführt.

1938 musste Farkas fliehen, sein Weg führte zunächst über die damalige Tschechoslowakei nach Paris. Seine Frau Anny Hán, die er 1924 standesamtlich und 1934 kirchlich geheiratet hatte, blieb mit dem Sohn Robert (1928 bis 2009) vorerst in Březnice, folgte ihrem Mann aber bald nach Paris. Farkas selbst wurde 1939 "als gefährlicher Ausländer" im Arbeitslager Meslay-du-Maine interniert. Im Dezember 1940 überquerte er zu Fuß die Pyrenäen, um nach Spanien zu gelangen; am 1. Jänner 1941 glückte die Flucht über Lissabon und Kuba nach New York. In den USA konnte Farkas weder ein Affidavit vorweisen noch wurde ihm gleich eine Arbeitserlaubnis erteilt. Er schlug sich anfangs mit Auftritten in Clubs und Exilantencafés durch und lebte von der finanziellen Unterstützung von Freunden, die sich ebenfalls im Exil befanden. Große Erfolge feierte er ab 1943 mit der von Robert Stolz inszenierten Operette "The Merry Widow" ("Die lustige Witwe"), mit der er zwei Jahre lang durch die USA tourte. Die Ehe mit seiner Frau wurde geschieden; Anna, Karl Farkas und Sohn Robert sollten sich erst 1946 nach der Rückkehr des Künstlers nach Wien wiedersehen. Das Paar heiratete im November jenes Jahres noch einmal.

Wieder in Wien, arbeitete Farkas zunächst für den Rundfunk; er gehörte zu den wenigen, die auch während des Höhepunkts des kalten Kriegs (1953 bis 1955) sowohl für den amerikanischen Sender Rot-Weiß-Rot wie für die Briten und die Russische Stunde arbeiten durften. Für Rot-Weiß-Rot produzierte er ab 1951 die "Karl Farkas’ Lachparade" sowie die Improvisationssendung "Aktualitätlichkeiten" und, gemeinsam mit Cissy Kraner, Hugo Wiener und Ernst Waldbrunn, eine bunte Wochenschau. 1950 übernahm er erneut die künstlerische Leitung des Simpl, dessen Team er neu formierte, und startete mit der Revue "Unter uns gesagt". Farkas betätigte sich als Bühnenautor, Regisseur und Schauspieler und feierte darüber hinaus als Kabarettist große Erfolge. Dank seiner vielseitigen Begabungen war er Direktor und Star seiner eigenen Revuen und Kabarettstücke in Personalunion. Nach dem Staatsvertrag rief Farkas für den Österreichischen Rundfunk die Live-Sendung "Was meinen Sie, Herr Farkas?" ins Leben. Bis zu seinem Tod reüssierte er außerdem mit von ihm selbst gestalteten und präsentierten Radio- und Fernsehsendungen, etwa mit der Fernsehreportage "Bilanz des Monats", bei der Peter Hey die Regie führte und die ab 30. September 1957 ausgestrahlt wurde. Viermal jährlich präsentierte Farkas auch eine "Bilanz der Saison" sowie zu Silvester die "Bilanz des Jahres". Enorme Popularität erreichte er mit Doppelconférencen, die er anfangs mit Fritz Muliar, Heinz Conrads und Maxi Böhm, schließlich nur mehr mit Ernst Waldbrunn als Partner zur Aufführung brachte. Als der ORF 1960 das Ronacher als Studiobühne anmietete, übersiedelte Farkas dorthin (und mit ihm auch Maxi Böhm, Heinz Conrads, Gerhard Bronner und Topsy Küppers). Farkas schrieb eine große Anzahl von Drehbüchern sowie Texten für Revuen, Operetten und das Kabarett, aber auch Gedichte und Prosa ("Farkas entdeckt Amerika" [1940], "Zurück ins Morgen" [1944], "Also sprach der Weise").

Goldenes Ehrenzeichen der Republik Österreich (1956), Ehrenmedaille der Stadt Wien in Gold (1963), Professor (1965); Gedenktafel am Haus 19, Eroicagasse 9, wo Farkas viele Stunden im Freundeskreis verbracht hat.

Gedenktafel am Wohnhaus (7, Neustiftgasse 67−69), gewidmet von der Kulturgemeinde Neubau, enthüllt am 28. Oktober 1993 (100. Geburtstag); sie trägt seine Worte "Lob kann man erkaufen, Neid muß man sich verdienen". 2002 wurde im 3. Wiener Gemeindebezirk Landstraße eine Gasse nach dem Künstler benannt (Karl-Farkas-Gasse).


Quellen

Literatur

  • Karl Farkas. Einer, der nicht hassen konnte. Emigration und Heimkehr. Bd. 1: Beiträge zu Leben und Werk. Hg. von Andreas Weber. Bd. 2: Katalog zur Ausstellung. Hg. von Katharina Strasser. St. Pölten: Literaturedition Niederösterreich 2015 [Publikation zur gleichnamigen Ausstellung in der Niederösterreichischen Landesbibliothek in St. Pölten, 4. November 2015 bis 25. März 2016]
  • Alle Meschugge? Jüdischer Witz und Humor. Hg. von Marcus G. Patka und Alfred Stalzer. Wien: Amalthea 2013 [Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Jüdischen Museum Wien, 20. März bis 8. September 2013]
  • Karl Farkas: Ins eigene Nest. Sketches, Bilanzen, Doppelconférencen. Hg. von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau ²1991
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Harry Zohn: "... ich bin ein Sohn der deutschen Sprache nur ...". Jüdisches Erbe in der österreichischen Literatur. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1986, S. 17
  • Georg Markus: Karl Farkas. "Schau'n Sie sich das an". Ein Leben für die Heiterkeit. Wien [u.a.]: Amalthea ³1983 S. 263 ff. (Bühnenstücke), S. 273 ff. (Rollenverzeichnis), S. 291 (Filmrollen), S. 292 ff. (Filmdrehbücher), S. 309 ff. (Bibliographie)
  • Friedrich Torberg (†) über Karl Farkas († 1971): "Der unwiderruflich Letzte". Am 28. Oktober wäre der Doyen des ungarisch-jüdischen Kabaretts 90 Jahre alt geworden. In: Profil 43 (1983), S. 78−80
  • Torberg über Farkas. Zur Wiederkehr des Geburtstags von Karl Farkas. In: Das Heimatmuseum Alsergrund. Mitteilungsblatt des Museumsvereines Alsergrund. Band 97. Wien: Museumsverein Alsergrund 1960−lfd. 1983, S. 13
  • Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus. [Zusammenstellung der Ausstellung: Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Katalog: Gabriele Koller ... Für den Inhalt verantwortlich: Oswald Oberhuber]. Wien: Zentralsparkasse 1982, S. 255
  • Werner Röder/Herbert A. Strauss: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933/International biographical dictionary of Central European émigrés 1933−1945. Hg. vom Institut für Zeitgeschichte München und von der Research Foundation for Jewish Immigration. München [u.a.]: Saur 1980−1999
  • Werner Röder [Hg.]: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. International biographical dictionary of Central European émigrés 1933−1945. München: Saur 1980
  • Riemann-Musik-Lexikon in drei Bänden. Hg. von Wilibald Gurlitt. Fortgeführt und hg. von Hans Heinrich Eggebrecht. Ergänzungsband Personenteil 2. Mainz [u.a.]: Schott 1975
  • Stadt Wien. Offizielles Organ der Bundeshauptstadt. Wien 1964−1972. Heft 22, 1971, S. 15
  • Rudolf Weys: Cabaret und Kabarett in Wien. Wien [u.a.]: Jugend und Volk 1970, S. 19 ff., S. 81 ff. und Register
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 25.10.1968
  • Hans Giebisch/Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
  • Wiener Zeitung, 29.10.1963, S. 6
  • 35jähriges Bühnenjubiläum Karl Farkas. In: Weltpresse, 30.10.1954, S. 6
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929