ADB:Closener, Fritsche

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Artikel „Closener, Fritsche“ von Karl von Hegel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 341, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Closener,_Fritsche&oldid=- (Version vom 12. August 2020, 07:27 Uhr UTC)
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Closener: Fritsche (Friedrich) C., Chronist von Straßburg in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Geburts- und Todesjahr sind unbekannt: er soll nach einer Nachricht noch 1384 gelebt haben; sein Vater Sigfrid, Bürger von Straßburg, wird 1366 als Verstorbener erwähnt. C. gibt am Schluß der Chronik an, daß er sie im Jahre 1362 vollendete, und zwar an demselben Tage, 8. Juli, an welchem die Stadt durch ein Erdbeben erschreckt wurde. Er nennt sich „einen Priester zu Straßburg“ und war Präbendar bei der St. Katharinencapelle des Münsters. Seine Chronik nimmt eine bedeutende Stelle in der deutschen Geschichtschreibung ein, schon dadurch, daß sie zu den frühesten gehört, welche in deutscher Sprache geschrieben sind, sodann als erster Versuch, die Geschichte einer einzelnen Stadt an die Universalgeschichte anzuknüpfen, welcher seinem Nachfolger Königshofen und durch diesen wieder vielen anderen zum Vorbild gedient hat. Zwar die Papst- und Kaisergeschichte und auch die der Straßburger Bischöfe ist zum größten Theil nur Auszug oder wörtliche Uebersetzung aus bekannten älteren Quellen, aber was C. weiter von selbsterlebten Dingen in Straßburg und Elsaß, von Kriegszügen, Judenverfolgungen, Geißlerfahrten, Bürgerzwisten und Wahlstreitigkeiten im Domcapitel erzählt oder von geistlichen Orden und Stiftungen in Straßburg, von Stadtbauten, Naturereignissen, Witterung und Preisen berichtet, gewährt nach vielen Seiten hin ein ebenso anziehendes als belehrendes Bild von den Sitten und Zuständen des bürgerlichen Lebens, dessen Reiz nicht wenig erhöht wird durch die kunstlose Einfalt des Ausdrucks und das verständige Urtheil des Autors, der sich nicht so sehr als Geistlicher, wie als Bürger seiner Stadt und als Deutscher fühlt. Das von seinem Nachfolger, dem Chronisten Königshofen, viel benutzte, später vergessene und für verloren ausgegebene Werk Closener’s wurde von dem elsässer Historiker Strobel wieder aufgefunden in der Originalhandschrift auf der Pariser Bibliothek und von ihm und Schott herausgegeben in der Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart Bd. I, 1843; eine neue berichtigte, mit Quellennachweisungen und Erläuterungen versehene Ausgabe ist in den Chroniken der deutschen Städte Bd. VIII, 1870 erschienen. Außer der Chronik hat C. unter dem Titel „Directorium chori“ eine Beschreibung der Ordnung des Gottesdienstes am Münster im J. 1364 und ein lateinisch deutsches Vocabularium verfaßt; beides ist verloren gegangen.

A. W. Strobel, „De Frid. Closneri presb. Arg. chronico germanico“, 1829. L. Schneegans, „Notice sur Closener et Königshoven“, 1842. Chroniken der d. Städte. Straßburg. Bd. I. Einleitung.