Der exil-chinesische Milliardär Guo Wengui verbreitet über sein Mediennetzwerk Verschwörungsmythen. Jetzt expandiert er mit großem Aufwand von den USA nach Deutschland.
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Haben Sie hiervon schon einmal gehört?
- Dass die aus China geflohene Forscherin Yan Li-Meng belegt haben soll, das Coronavirus sei eine im Labor geschaffene chinesische Biowaffe?
- Dass die Familie des gewählten US-Präsidenten Joe Biden von chinesischen Oligarchen gekauft sei?
- Dass die jüngste US-Wahl mit Wahlcomputern des Herstellers "Dominion" manipuliert worden sei?
Dann kamen Sie vielleicht schon direkt oder indirekt mit dem Verschwörungs-Netzwerk des exil-chinesischen Unternehmers Guo Wengui in Kontakt. Zentrale Aussagen dieser erfolgreichen Verschwörungserzählungen nahmen ihren Anfang auf den Internetseiten von Guo und seinen Unterstützern. Das zeigen Recherchen der US-Medien "New York Times" und "Foreign Policy”. Von diesen und ähnlichen Geschichten will Guo jetzt auch in Deutschland Menschen überzeugen.
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Wie kommt das Netzwerk bis nach Deutschland?
Guo betreibt in den USA die Nachrichtenseite "Gnews", den Onlinesender "G-TV" und diverse Social-Media-Kanäle. Sie verbreiten Verschwörungsinhalte in inzwischen 14 Sprachen, darunter immer häufiger auch Deutsch.
Guo hat seine fremdsprachigen Angebote seit Frühjahr massiv ausgebaut und in vielen Ländern lokale Ableger seines Netzwerks gegründet. In der blumigen Sprache seiner Organisation nennt Guo sie "Himalaya Farmen". Aktivisten dieser "Himalaya Farmen" übersetzen die englischen und chinesischen Inhalte von "Gnews" in die jeweiligen Landessprachen und verbreiten sie über zahllose Social-Media-Kanäle.
Die in den USA ansässige Organisation NewsGuard entwickelt Software gegen Desinformation. Die Glaubwürdigkeit von "Gnews" bewertet sie mit 7,5 von 100 möglichen Punkten. Die Webseite hätte "wiederholt falsche Inhalte veröffentlicht", erfülle quasi keine Qualitätskriterien und "verbreite Verschwörungstheorien etwa über Covid-19".
Abstruse Gerüchte, die zuvor nur unter Aktivisten des Verschwörungskults QAnon in den USA diskutiert wurden, finden so ihren Weg in deutsche Telegram-Chatgruppen und "Querdenker"-Demonstrationen.
"Europa ist von entscheidender Bedeutung", sagte Guo in einer Videobotschaft am 15. Juni. "Die Himalaya-Farmen sind Botschaften des Neuen Bundesstaats China in den jeweiligen Regionen und Ländern." "Neuer Bundesstaat China" ist der Name einer Fantasieregierung, die Guo nach dem Sturz der kommunistischen Diktatur in China errichten möchte.
"In Großbritannien werden wir ein Hauptquartier haben und in Italien eine Basis. In Deutschland wird das sicherlich ebenso sein und in Japan ebenfalls", beschreibt Guo den Umfang seiner Vorhaben.
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Wer sind die deutschen Aktivisten?
Der deutsche Twitter-Account der "Himalaya Farm Germany" wird von einer Person mit dem Pseudonym "Mild Seven" verwaltet. Er verfasst täglich deutschsprachige Artikel auf "Gnews" und ist auf diversen anderen Plattformen als Autor oder Übersetzer angegeben.
Die deutschen Medien seien von China gekauft, so einer seiner Vorwürfe gegenüber ZDFheute. "Wer ich bin, ist unwichtig. Wichtig ist, was wir tun. Wenn Sie sich für unseren Kampf gegen die [Kommunistische Partei Chinas, Anm. d. Red.] interessieren, sind unsere G-Plattformen am besten dafür geeignet. Dort erhalten Sie jede Menge Nachrichten und Videos, die der deutsche Deep State zensiert."Auf der Plattform Discord organisieren sich aktuell rund 1.000 Unterstützer des deutschen Ablegers. Er agiere wahrscheinlich von München aus, teilt die Organisation "First Draft News" mit, die seit Jahren zu Online-Desinformation arbeitet. "Verglichen mit ihren Aktivitäten in den USA, Australien und Neuseeland ist die Himalaya-Bewegung in Europa noch relativ jung", so "First Draft News" gegenüber ZDFheute.
ZDFheute-Anfragen an Guo Wengui und seine Stiftungen wurden nicht beantwortet. Es lägen keinerlei Erkenntnisse über die Aktivitäten der Organisation in Deutschland vor, sagte ein Sprecher des Bundesamts für Verfassungsschutz.
QAnon - eine Verschwörungserzählung aus den USA, die weltweit Anhänger findet. Es geht um pädophile Eliten, entführte Kinder und einen "tiefen Staat".
Welche Reichweite hat das Netzwerk in Deutschland?
Einfluss auf die deutsche QAnon-Szene hat "Gnews" schon jetzt. In Telegram-Gruppen wie "QAnons_Deutschland" oder "Digital Soldiers Germany" mit teils mehr als 18.000 Mitgliedern werden beinahe täglich Inhalte von "Gnews" gepostet. Auch ein Nutzer "Mild Seven" ist dort aktiv.
Professorin Katharina Bader untersucht Desinformation im Internet an der Hochschule der Medien Stuttgart. "Ich habe eigentlich nur darauf gewartet, dass jemand mit viel Geld in den Fake-News-Sektor im deutschsprachigen Raum investiert."
Bader ist jedoch skeptisch, ob "Gnews" in seiner aktuellen Form viele deutsche Nutzer finden wird:"Die spezifisch deutschsprachigen Diskurse der Merkel-Hasser, der Impfgegner, derer, die ständig mit der NS-Zeit und dem Ermächtigungsgesetz vergleichen, werden da noch nicht aufgegriffen." Entsprechend isoliert stehe das Angebot noch da, so Bader.
Die Guo-Anhänger selbst sind zuversichtlich, dass ihre aktuelle Strategie aufgeht. Im August interviewte der frühere Trump-Berater Steve Bannon einen deutschen Guo-Aktivisten in seinem Podcast. Ob "Gnews" die Deutschen überzeugen könne, dass das Coronavirus eine chinesische Biowaffe sei, fragte Bannon. "Einige Menschen vor Ort glauben bereits voller Stolz an die Wahrheit. Sie wissen, dass mit diesem Coronavirus etwas komisch ist und dass ihre Regierung etwas verheimlicht", antwortet der Aktivist mit dem Pseudonym "Bear".
Gerade sind es also vor allem die deutschen Corona-Skeptiker, die das Guo-Netzwerk zum Ziel hat.
Lesen Sie hier, wie der frühere Trump-Berater Steve Bannon das Guo-Netzwerk unterstützt:
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