Ahriman

Ahriman (mittelpersisch „arger Geist“), gleichermaßen Angra Manyu (bzw. Angra Mainyu) (avestisch) oder Mephistopheles (hebr. von mephiz = der Verderber und tophel = der Lügner) genannt und in der Bibel als Satan bezeichnet, ist nach der urpersischen Überlieferung die Macht der Finsternis, der Geist der Finsternis[1], der sich als Widersacher dem lichten Gott Ormuzd (Ahura Mazdao) entgegenstellt. Nach Rudolf Steiner ist noch in der momentanen Kulturepoche eine irdische Inkarnation Ahrimans „im Westen“ zu verlangen.
Ahriman setzt jedweder Schöpfung eine negative Gegenschöpfung ungeachtet. Er ist die Verkörperung alles Bösen und Erreger der 9999 Krankheiten. Sein Wohnort ist die Unterwelt, aus der er Finsternis, Tod und Unheil in die Welt bringt. Mittels Ahrimans Wirken verdunkelt sich dem Personen der Einblick in die geistige Welt, auf diese Weise dass er bloß mehr die materielle Außenwelt sieht. Die Materie ist das Reich Ahrimans. Er bringt die Todeskräfte in die Welt. Ahriman verführt den Leute zu Irrtum und Lüge, die zum Keim für Krankheitsursachen in späteren Inkarnationen werden – und er ist der Herr des Intellekts.
„Er ist ein Wissender, ein Weiser des Todes. Er ist demzufolge ebenso der Herr des Intellektes.“ (Lit.: GA 211, S. 111)
Gemäß der späteren persischen Mythologie, wie sie außerordentlich im Zurvanismus überliefert wurde, sind Ahura Mazdao und Ahriman Zwillinge und Kinder Zurvans, der unerschaffenen Zeit, gleichermaßen Zaruana Akarana genannt. Ahriman, der meinte, dass dem Erstgeborenen die Herrschaft zufallen würde, erzwang seine vorzeitige Geburt, doch Zurvan wies sein Opfer zurück (vgl. Kain und Abel) und Ahura Mazdao wurde zum König des Himmels gesammelt. Ahriman nichtsdestominder wurde in die Unterwelt verbannt, wo er als die Große Schlange für 9000 Jahre herrschen sollte.
Die griechischen Schriftsteller kannten den bösen Geist ihrer persischen Nachbarn unter dem Namen Areimanios; in der Avesta kommt noch die vollere Namensform Anromainyus vor, was den „Angst verursachenden Geist“, nach einer sonstigen Ableitung den „schlagenden oder todbringenden Geist“, bedeutet.
In den Gâthâs, dem ältesten Teil des Avesta, wird er bloß einmal ausdrücklich genannt, doch ist bereits in den Gâthâs die Rede von den „beiden Geistern“, die untereinander in Gedanken, Worten und Werken entgegengesetzt sind und die guten und bösen Wesenheiten geschaffen haben.
Nach dem 1. Kapitel des Vendidad hat Ahuramazda (Ormazd) hintereinander 16 Länder geschaffen, Ahriman nichtsdestotrotz jedesmal in dieselben den Keim des Unglücks und Verderbens gelegt.
Nach dem 19. Kapitel des Vendidad hat Ahriman einen vergeblichen Versuch gemacht, den Zoroaster (Zarathustra) zum Abfall von Ormazd zu verleiten, und Zoroaster seinerseits geht ihm und seiner bösen Schöpfung mit Opfer und Gebet zu Leibe.
Dem Gebot des Ahriman sind nach der Avesta sämtliche zusätzlichen bösen Geister, deren divergente Rubriken unterschieden werden, untertan, und die „schlechten Geschöpfe“ – Giftschlangen, Raubtiere, Ratten, Mäuse, Ungeziefer – wurden von ihm geschaffen.
Nach den Angaben der späteren Religionsbücher, wozu trotz alledem die Grundlagen bereits im Zendavesta und in den Neuigkeiten der Griechen gegeben sind, verläuft die Weltgeschichte in vier Zyklen von je 3000 Annos. Mit dem externen Zyklus initiiert der Kampf nebst Ahriman und den Geschöpfen des guten Geistes, der 6000 Jahre andauert. Darauffolgend wird Ahriman vernichtet und eine innovative unvergängliche und glanzvolle Welt geschaffen werden.
In der Mithrareligion und im Zervanismus wird Ahriman als Gott verehrt. Ihm werden Tiere geopfert, die der bösen Macht angehören. Auf Reliefs der Mithra wird Ahriman löwenköpfig mit umwundener Schlange dargestellt, manchmal mit zwei Schlüsseln.
Die Anthroposophie sieht in Ahriman ein Wesen, das in schädlicher Überspitzung des materialistisch-technischen Verstandes den Gegenpol zum rauschhaft schwelgenden, weltflüchtigen Luzifer bildet. Der Mensch müsse in sich mit Christus Hilfe die Mitte inmitten den beiden Wesen und deren Qualitäten halten.
Ahriman ist ein Spirit, der begabt ist mit einer die humane Fassungskraft übersteigenden, durchdringenden trotz alledem kalten Intelligenz, die er indessen begierig in sich verriegelt. Im Gegensatz zu Luzifer erscheint er demnach als der Geist der Finsternis und der Widermächte, welcher der Menschenseele den Zutritt zur seelisch-geistigen Welt verdunkeln und versperren möchte, um ihr Verständnis immerwährend mehr an die physische Leiblichkeit zu ketten und einzuschränken. (Lit.: Bühler, S. 137ff)
Genauer besehen bezeichnet der Name Ahriman nicht eine separate Wesenheit, stattdessen eine ganze Serie von Wesenheiten, die auf der alten Sonne, nicht ihre volle Entwicklungshöhe erreicht haben, also zurückgeblieben sind. Auf dem alten Mond werden sie hierdurch zu Versuchern der Angeloi.
Ahriman ist trotz alledem nicht als böse im absoluten Sinn zu bezeichnen. Sein Zurückbleiben auf der alten Sonne kann gleichermaßen als Opfertat verstanden werden, die einen wertvollen Beitrag für die vollständige Weltentwicklung performt. So ist Ahrimans Beitrag wesentlich hierzu, dass der Mensch die Independenz erringen kann, die er später einmal von Seiten die Entfaltung überschüssiger Liebe entgelten kann.
Luzifer und Ahriman
Durch die luziferische Verführung stieg der Mensch früher und tiefer als unverfälscht geplant in die sinnliche Welt nach unten. Hierdurch kam er in den Herrschaftsbereich Ahrimans, der aus den Erdentiefen wirkt:
„Wären diese luziferischen Geister nicht gekommen, anschließend würde der Mensch nicht auf diese Weise früh in die irdische Sphäre hinuntergestiegen sein. Seine Leidenschaft, seine Begierde für die sinnliche Welt hat es ebenfalls gemacht, daß er früher seine Augen aufgeschlossen erhalten hat, daß er früher den vollständigen Umkreis des sinnlichen Daseins hat sehen können. Der Mensch hätte, wenn es wiederkehrend nach den fortschreitenden Geistern gerannt wäre, erst von der Mitte der atlantischen Zeit an die Umwelt gesehen. Aber er hätte sie anschließend geistig gesehen, nicht auf diese Weise wie heute, er hätte sie in dieser Art gesehen, daß sie ihm überall der Ausdruck von geistigen Wesenheiten gewesen wäre. Hierdurch, daß der Mensch verfrüht herunterversetzt worden ist in die irdische Sphäre, daß ihn seine irdischen Interessen und Begierden heruntergedrängt haben, hiermit kam es divergent, wie es widrigenfalls gekommen wäre im Mittelpunkt der atlantischen Zeit.
Dadurch haben sich hineingemischt in das, was der Mensch hat sehen und begreifen können, die ahrimanischen Geister, diejenigen Geister, die eben gleichfalls mit dem Namen mephistophelische Geister bezeichnet werden können. Hiermit verfiel der Mensch in Irrtum, verfiel in das, was man konkret erst die bewußte Sünde nennen könnte. Also von der Mitte der atlantischen Zeit an wirkt auf den Personen die Schar der ahrimanischen Geister ein. Wozu hat jetzt ebendiese Schar der ahrimanischen Geister sozusagen den Leute verführt? Sie hat ihn dafür verführt, daß er das, was in seiner Umgebung ist, für stofflich, für materiell hält, daß er nicht via dieses Stoffliche hindurchsieht auf die wahren Untergründe des Stofflichen, auf das Geistige. Würde der Mensch in jedem Stein, in jedweder Pflanze und in jedem Tier das Geistige sehen, er würde auf keinen Fall verfallen sein in Irrtum und hierdurch in das Böse, stattdessen der Mensch würde, wenn lediglich die fortschreitenden Geister auf ihn gewirkt hätten, bewahrt geblieben sein vor jenen Illusionen, denen er allzeit verfallen muß, wenn er allein auf die Aussage der Sinneswelt baut.
Was haben derzeit ungeachtet diejenigen geistigen Wesenheiten, welche den Personen in seinem Fortschreiten erhalten möchten, gegen ebendiese Verführung, gegen Irrtum und Illusion aus dem Sinnlichen unternommen? Sie haben ungeachtet unternommen, daß der Mensch wirklich fortan erst mit Recht – natürlich ist das langsam und gemächlich gekommen, trotz alledem hier liegen die Kräfte, warum das gekommen ist – sozusagen in die Lage versetzt wird, aus der sinnlichen Welt heraus wiederum die Chance zu profitieren, über Irrtum und Sünde und das Böse hinwegzukommen, das lautet, sie haben dem Personen die Aussicht gegeben, sein Karma zu tragen und auszuwirken. Haben also diejenigen Wesenheiten, welche die Verführung der luziferischen Wesenheiten gutzumachen hatten, Leiden und Schmerzen, ja ebenso das, was hiermit zusammenhängt, den Tod in die Welt gebracht, auf diese Weise haben diejenigen Wesenheiten, welche auszubessern hatten, was aus dem Irrtum über die sinnliche Welt fließt, dem Personen die Aussicht gegeben, via sein Karma allen Irrtum abermals zu beseitigen, alles Böse wiederum zu verwischen, das er in der Welt angerichtet hat. Denn was wäre geschehen, wenn der Mensch bloß dem Bösen, dem Irrtum verfallen wäre ? Daraufhin würde der Mensch nach und nach sozusagen eins geworden sein mit dem Irrtum, er würde ausgeschlossen haben vorwärtsschreiten können; denn mit jedem Irrtum, mit jeglicher Lüge, mit jeglicher Illusion werfen wir uns ein Hindernis des Fort-schreitens in den Weg. Wir würden zu jedem beliebigen Zeitpunkt um in dieser Art enorm zurückkommen in unserem Fortschreiten, als wir uns Hemmnisse in den Weg werfen anhand Irrtum und Sünde, wenn wir nicht in der Lage wären, Irrtum und Sünde zu korrigieren, das lautet, wir könnten in Wahrheit das Menschenziel nicht erreichen. Es wäre nicht möglich, das, was das Menschenziel ist, zu erreichen, wenn nicht die gegensätzlichen Kräfte, die Kräfte des Karma, funktionieren würden.
Denken Sie einmal, Sie begehen irgendein Unrecht in einem Leben. Dieses Unrecht, das Sie begangen haben, das bedeutet, wenn es in dieser Art stehenbliebe in Ihrem Leben, nichts Geringeres, als daß Sie den Schritt, den Sie vorwärts gemacht hätten, wenn Sie das Unrecht nicht begangen hätten, verloren haben. Und mit jedem Unrecht würden Sie einen Schritt verlieren, und hierzu wäre gesorgt, daß hinreichend viele Schritte zurück gemacht werden. Wenn die Chance nicht gegeben wäre, sich über den Irrtum zu erheben, in dieser Art müßte der Mensch letztlich in Irrtum versinken. So nichtsdestominder ist die Wohltat des Karma eingetreten. Was bedeutet ebendiese Wohltat für den Leute? Ist Karma irgend ein wenig, vor dem der Mensch sich fürchten soll, vor dem der Mensch schaudern soll ? Nein! Karma ist eine Macht, für die der Mensch gewissermaßen den Weltenplänen dankbar sein sollte. Denn Karma sagt uns: Eile du einen Irrtum begangen – Gott läßt seiner nicht spotten! Was du gesät hast, das mußt du genauso ernten. Dieser Irrtum bewirkt, daß du ihn aufpolieren mußt; daraufhin hast du ihn aus deinem Karma ausgetilgt und du kannst abermals ein Stück vorwärtsschreiten.
Ohne Karma wäre unser Fortschreiten in der menschlichen Laufbahn nicht wahrscheinlich. Karma erweist uns die Wohltat, daß wir jeden Irrtum aufs Innovative gutmachen müssen, daß wir alles, was wir rückwärts getan haben, erneut vernichten müssen. So trat als die Folge der Taten des Ahriman Karma auf.“ (Lit.: GA 107, S. 244ff)
Ahriman als Geist der Schwere
Ahriman wirkt gleichwohl – wie manche Urengel – als Geist der Schwere und er hat Gewalt über den Tonäther und den Lebensäther. Mit Hilfe seinen Einfluss wird der physische Leib des Personen stärker ins Physische hineingetrieben und hiermit zur männlichen Beschaffenheit geformt. Die weibliche Beschaffenheit wird via Luzifer gebildet, der gleichermaßen Einfluss auf den Lichtäther und den Wärmeäther hat, die beide der Mühelose verwandt sind.
„Über den Ton- und Lebensäther hat im Besonderen Ahriman seine Gewalt. Ahriman ist zugleich der Geist der Schwere. Ahriman hat das Bestreben, Luzifer entgegenzuwirken. Hiermit wird in einer gewissen Weise wesentlich das Gleichgewicht bewirkt, daß von den weise wirkenden, fortschreitenden Göttern der luziferischen Gewalt, die den Personen hinausheben möchte über das Irdische, entgegengestellt wird die ahrimanische Gewalt. Ahriman möchte aktuell den Leute tatsächlich herunterziehen ins Physische. Er möchte ihn mehr physisch machen, als er widrigenfalls würde als Mittelmensch. Zu diesem Zweck ist Ahriman hierdurch vorbereitet, daß er gesondert Gewalt hat über den Ton- und Lebensäther. Und in Ton- und Lebensäther wirkt er und webt er, der Ahriman. Und hierdurch wird derzeit die humane physische Beschaffenheit, indem sie aus dem Äther herausgeht ins Physische hinein, in einer andern Weise physisch, als sie geworden wäre via die lediglich fortschreitenden Götter, zur männlichen Beschaffenheit. Die männliche Beschaffenheit wäre ohne den Einfluß Ahrimans nicht im Mindesten glaubwürdig, gar ausgeschlossen. So daß man sagen kann: Die weibliche Gestalt ist herausgewoben via Luzifer aus dem Wärme- und Lichtäther, indem Luzifer jener Beschaffenheit ätherisch ein gewisses Streben in den Himmel einflößt. Die männliche Beschaffenheit wird von Ahriman auf diese Weise geformt, daß ihr ein gewisses Streben zur Erde hin eingepflanzt wird.“ (Lit.: GA 272, S. 182f)
Ahriman Zoroastrismus
Der Zoroastrismus bzw. Zarathustrismus (auch: Mazdaismus oder Parsismus) ist eine Religion mit noch zum Beispiel 120.000–300.000 Anhängern, die mutmaßlich in Baktrien (heutiges Nord-Afghanistan) im östlichen iranischen Hochland entstand und sich exemplarisch im 7. bis 4. Jahrhundert v. Chr. im iranischen Kulturraum (in Persien und im zentralasiatischen Raum) ausgebreitet hat. Ihr Stifter war Zarathustra, über dessen Datierung in der Wissenschaft Uneinigkeit herrscht (zwischen 1800 und 600 v. Chr.). Die Anhänger des Zoroastrismus werden Zoroastrier oder Zarathustrier genannt. Bis ins späte 1. Jahrtausend n. Chr. war der Zoroastrismus eine Weltreligion mit Millionen Anhängern, die deutlichen Einfluss auf alternative Glaubenssysteme wie das Christentum oder den Islam hatte. Größere Gemeinden leben in Indien, im Iran und in den Vereinigten Staaten. Die Anhängerschaft im heutigen Indien und Pakistan wird gleichwohl als Parsen bezeichnet.
Im Zentrum des auf Zarathustra zurückgeführten Glaubens, der auf ältere iranische Kulte zurückgeht, steht der Schöpfergott Ahura Mazda/Ohrmazd (daher manchmal „Mazdaismus“). Er wird begleitet von unsterblichen Heiligen (Amescha Spenta) sowohl von seinem Widersacher, dem bösen Dämon Angra Mainyu (Ahriman). Nach Ansicht mehrerer Forscher entwickelte sich eine zoroastrische Orthodoxie indes erst nach dem Ende der Spätantike, im Vorfeld existierten eine Serie von heterodoxe Strömungen wie der Zurvanismus gleichberechtigt nebeneinander.
Obwohl die Zoroastrier nicht wenige Gottheiten (Anahita oder Mithra) beherrschen, die Ahura Mazda assistieren, ist die Religion grundsätzlich vom Dualismus nebst Ahura Mazda und Ahriman geprägt: „Und im Anbeginn waren ebendiese beiden Geister, die Zwillinge, die nach ihrem bestimmten Worte das Gute und das Böse im Denken, Reden und Tun heißen Zwischen ihnen haben die Guthandelnden richtig gewählt.“ Das Ringen inmitten Gut und Böse findet im Personen seinen Ausdruck inmitten den guten (Vohu Mano) und schlechten Gedanken (Ahem Nano).
Der religiöse Glaube des Zoroastrismus bewertet die Schöpfung des Gottes Ahura Mazda als in Ordnung, ist doch die Welt von Gott in ihrem Gutsein erschaffen worden. In solcher Welt nichtsdestotrotz ringt das Gutsein invariant, in einem immerwährenden Kampf, inmitten den guten (Ahura Mazda) und den bösen (Angra Mainyu) Mächten. Zur guten Schöpfung Ahura Mazdas gehören außerdem Tiere, Leute, Pflanzen, Feuer, Wasser, Erde und Metall.
Die Welt teilt sich nach zoroastrischer Vorführung in ein Reich des Lichtes, in dem auf sämtliche Ewigkeit Ahura Mazda (Ohrmazd), der Herr der Weisheit wohnt, und einen Abgrund der Finsternis, der seinen Widersacher Angra Mainyu (Ahriman), die Macht der Verweigerung, der Zerstörung und des Todes verbirgt. Zwischen dem Herrn des Lichtes und jenem der Finsternis tobt jener Kampf, dessen Schauplatz die Erde ist. Ein Kampf, der in dieser Art lange andauert, bis Ahura Mazda die dämonischen Gegenmächte in ihren Abgrund zurückgestoßen haben wird.
Ahura Mazda schuf den Personen oder besser ebendiese Personen, die auf Erden gespannt sind für die Wesen des Lichts. Die Wesen des Lichts sind die heiligen Unsterblichen, neben Ahura Mazda sind dies sechs Erzengel als Schöpfer ausgewählter Areale:
Drei männliche Erzengel. Diese schufen als
(Vohu) Manah, „(guter) Sinn“, das vollständige Tierreich,
Arta (Vahishta), „(beste) Wahrheit“, das Feuer und die Temperatur,
Xshathra (Vairya), „(begehrenswerte) Herrschaft“, das Reich der Metalle.
Drei weibliche Erzengel. Diese schufen als
(Spenta) Armaiti, „(heilige) Ergebenheit“, die Erde und die Frau,
Haarvatat, „Unversehrtheit“, das Reich des Wassers,
Amertat, „Unsterblichkeit“, die Pflanzenwelt.
In diesen von ihnen geschaffenen Bereichen kann der (empfängliche) Mensch den Mächten des Lichtes begegnen, und an ihrem Werk der Erlösung mitwirken. Der separate Mensch steht somit in einer separaten Verantwortung und in einer existenziellen Entscheidungssituation, für oder gegen das Reich Ahura Mazdas einzustehen.
Bei Zarathustra erscheint der Herr der Weisheit also stetig umringt von sechs Mächten des Lichtes, mit denen vereint er als erster (oder siebter) die göttliche Siebenheit bildet. Als sieben Mächte heißen sie Amahraspands (Amerta Spenta), »die Heiligen Unsterblichen«. Ihre Heiligkeit ist eine die Energie betreffende Ausstrahlung, die allen Dingen ihr überfließendes Sein gibt. Diese sieben Unsterblichen werden als die sieben Erzengel des Zarathustra bezeichnet.
Der Zoroastrismus lehrt nicht lediglich eine Zweiteilung der Welt in einen kosmischen Dualismus von Gut und Böse, er trennt gleichermaßen die körperliche von der geistigen Sphäre. Der Mensch ist in der gottgeschaffenen Welt aufgefordert zur Wahrhaftigkeit, dem Wohlergehen nichtsdestominder gleichfalls Ergebenheit zu streben.
Die menschlichen Seelen gelangen nach dem Tode ihrer irdischen Hülle an die Brücke der Scheidung (Činvat-Brücke). Die Brücke spannt sich vom Berg (Hara-Berezaiti), der im Mittelpunkt der Welt liegt, hin zu einem Gipfel abseits des Himmels. Währenddessen nichtsdestotrotz die Seelen, die auf den Pfaden der Wahrhaftigkeit (Asha) wandelten, hiernach in das Paradies (Garodemäna oder Garotman) gelangen, fahren die Seelen der Bösen runter in die Hölle. Die drei Totenrichter Mithra, Rashnu und Sraosha wägen die Seelen der Verstorbenen. Aber gleichermaßen die finsteren Daevas Aeshma und Astovidatu, die zu den Scharen Ahrimans gehören, lauern hier, um sich der Menschenseele zu bemächtigen.
In der Spätantike war unter den Sassaniden die zurvanistische Ausführung des Zoroastrismus weit verbreitet, in der der gute und der böse Geist als Kinder der „unendlichen Zeit“ (Zurvan/Zervan, Neupersisch Zaman) galten. Die Sassaniden nahmen darüber hinaus in Klasse, König der Könige von Ērān und Anerān zu sein, womit teils auf ältere zoroastrische Vorstellungen zurückgegriffen wurde.
Der Zoroastrismus basiert auf der heiligen Schrift Avesta. Gottesbilder sind dem Zoroastrismus fremd. Er kennt nichtsdestominder Feuertempel, in denen ein jederzeit brennendes Feuer (als heilige Flamme) gehütet wird, das als Symbol der Gottheit und der vollkommenen Reinheit gilt.
Das Avesta (Zendavesta)
Die zuverlässigste Quelle für die überlieferte Kenntnis der Lehren Zarathustras ist die im Avesta (auch Zendavesta), dem religiösen Buch der Zoroastrier, enthaltene Sammlung der Gathas oder Lieder, welche entweder von Zarathustra für sich oder von seinen Jüngern verfasst sind. Es bestand authentisch aus 21 Büchern. Als Yasna bezeichnet man die überlieferten 72 Kapitel des Avesta (die noch innerhalb den Zarathustriern im Gottesdienst verwendet werden), wodurch sich 16 Kapitel, die Gathas (Gesänge), vermutlich umstandslos auf Zarathustra zurückführen lassen.
Hiernach ist Gott, welcher die Welt geschaffen hat und erhält, welcher der Anfang und das Ende ist, Ahura Mazdā (der Weise Herr). Von Ihm gehen sechs gute Geister (Erzengel) aus, die späteren Ameša spenta („Unsterbliche Heilige“), welche Tugend, Wahrhaftigkeit bzw. Heiligkeit, gute Gesinnung, Demut bzw. Weisheit, Herrschaft bzw. Besitz, Gesundheit und Langlebigkeit bzw. Unsterblichkeit heißen. Sie sind reine Allegorien und werden oftmals, im Besonderen die beiden letzten, als Güter angerufen, welche Ahura Mazdā gebeten wird, den Frommen zu verleihen.
Dem „guten Geist“ (Spenta Mainyu) wird Angra Mainyu (später Ahreman im Mittelpersischen und Ahriman im Neupersischen), also der „böse Geist“, gegenübergestellt (vgl.: Teufel), der ihm in Gedanken, Worten und Werken entgegengesetzt ist. Die beiden miteinander werden als die „Zwillinge“ dargestellt, welche das Gute und Böse erschaffen haben, und es treten den sechs guten Geistern ebenfalls viele böse, von Angra Mainyu geschaffene gegenüber, von denen durchaus lediglich die „Lüge“ und die „böse Gesinnung“ längst in den Gathas erscheinen, binnen die verbleibenden erst ein Produkt der späteren Ausbildung der zoroastrischen Lehre sind.
In der Menschenwelt stehen sich ebenso schroff Leute, die sich für das Gute entschieden haben, die Frommen oder Gläubigen, und die Götzendiener gegenüber, die sich für das Böse entschieden haben. Letztere werden als „Blinde und Taube“ bezeichnet. Der Fromme, der auf den Pfaden der Wahrhaftigkeit (Asha) und der Weisheit wandelt, erlangt in diesem Leben Reichtum, Nachkommenschaft und Macht, Gesundheit und langes Leben. Nach dem Sterben gelangen die Seelen an die Činvat-Brücke. Hier wird Gericht über Gute und Böse gehalten (siehe genauso: jüngstes Gericht der Offenbarung des Johannes). Für den rechtschaffenen Leute ist die Brücke breit wie ein Pfad, für den zusätzlichen schmal wie eine Messerklinge. Die Guten gelangen in die seligen Gefilde des Paradieses Garodemäna (später Garotman), des „Orts der Lobgesänge“; die Seele des Bösen allerdings gelangt an den „schlechtesten Ort“, das nennt sich in die Hölle. Parallelen zu Vorstellungen vom Jüngsten Gericht im späteren Christentum und zur Eschatologie im Islam existieren.
Der Kampf inmitten Gut und Böse dauert vier Perioden zu jeweils 3000 Annos. Das Reich des Ahura Mazdās steht am Ende des Kampfes. Ein Weltgericht wird stattfinden, das die Bösen bestrafen und die Guten belohnen wird. Und dereinst, wenn die Welt untergeht, wird das Jüngste Gericht stattfinden, der böse Geist verschwinden und ein neuartiges, ewiges Reich Ahura Mazdās entstehen.
Ahura Mazdā entspricht dem Wesen nach dem indischen Varuna und wird mancherorts als ein Reflex des Himmelsgottes verstanden, der bereits von den Indoeuropäern verehrt wurde. Der Kampf nebst den guten Mächten des Lichts und den bösen der Finsternis und der Trockenheit ist eine uralte Vorführung. Er wurde im Iran potenziert, indem die letzteren unter ein Oberhaupt gestellt und dieses mit einem ähnlichen Hofstaat wie das Oberhaupt der guten Schöpfung umgeben wurde.
Als tragende Achse der zoroastrischen Ethik erscheint die Maxime, deren hohe Bedeutung uns in den Gathas zudem in den speziell häufigen und bittenden Anrufungen vonseiten die Person Zarathustras begegnet.
Vorgängerreligionen
Andere Gottheiten oder Dämonen von Vorgängerreligionen fanden in der spiritualistischen und von philosophischen Tendenzen getragenen Lehre Zarathustras keinen Platz, in dieser Art:
der Sonnengott Mithra (Avestisch Miθra- und Miθrō, Altpersisch Miθra-) der in der Urzeit der unzertrennliche Genosse des Himmelsgottes gewesen war;
der Gott Haoma (Soma), die Personifikation des Trankes, welcher den Göttern im Opfer dargebracht wurde, um sich hiermit zu berauschen;
die Fravashi oder Seelen der Verstorbenen, zu deren Ehren ein (uralter) Gottesdienst abgehalten wurde, der sich ebenfalls innerhalb den Römern in den prominenten Kulten der Manen erhalten hatte;
die Wolkenschlange Aschi (Ahi), welche von dem Gotte des Lichts mit seiner Blitzwaffe gezwungen wird, das befruchtende Wasser des Regens, das sie entführt hat, zurückzugeben.
Diese und alternative sinnlich-realistische Gottheiten der Urzeit machten sicher ihre Rechte von Neuem in dem späteren Zoroastrismus geltend, wie er in den jüngeren Teilen des Zendavesta und den Angaben der Griechen über die Religion der Iraner vorliegt, da die Priesterschaft es vorteilhaft fand, dem mit den ererbten Vorstellungen angefüllten Volksgeist zu schmeicheln.
Personifikationen der unvermischten Module, vor allen des Feuers, das in andersartigen Formen verehrt wird, und des Wassers, das sich in der später mit der vorderasiatischen Mylitta vermischten Ardvisura Anahita verkörpert, spielten in dem reichbevölkerten Götterhimmel des späteren Zoroastrismus eine exzeptionelle Rolle. Wegen ihrer Verehrung des Feuers war sie in der griechischen Welt (Herodot) als „Feueranbeter“ namhaft. Kaum minder zahlreich sind die bösen Geister, welche Daeva, Drudsch, Pairikas (Peri) genannt und teils als Unholdinnen gedacht wurden, die mit bösen Leute in fleischlichem Verkehr stehen und die Guten zu verführen trachten, teils als tückische Dämonen, welche Trockenheit, Misswuchs, Seuchen und alternative Plagen über die Welt verhängen.
Eine systematisierende Entwicklung, welche in den Schulen der Priester aufkam, führte zu einer vollkommenen Verteilung der Schöpfung bis auf die Tiere herab unter die beiden Oberhäupter der guten und der bösen Schöpfung. Deswegen gilt es für eine der substanziellsten Pflichten mit dem Namen der Priester, die zu diesem Vorsatz mit einem separaten Instrument ausstaffieren waren, die Tiere des bösen Geistes, Schlangen, Mäuse, Ameisen, zu vertilgen, im Zuge entgegen die absichtliche oder unabsichtliche Tötung von Tieren des guten Geistes, wie Biber, Hunde u. a., mit schweren Bußen gesühnt werden musste.
Die ganze Weltgeschichte besteht nach der Lehre der Parsen, von der bereits Plutarch unterrichtet war, in einem großen Kampf inmitten Ahura Mazdā und Anramainyu, der im gesamten sechs.000 Jahre andauern soll.
Schöpfung, Kampf Gut gegen Böse, Erlösung
Die Schöpfungsgeschichte des Zoroastrismus besagt, dass Ahura Mazdā in den ersten 3000 Jahren mittels einen lang herrschenden Windhauch anfangs den eiförmigen Himmel und anschließend die Erde und die Pflanzen erschuf. In dem zweiten Zyklus von 3000 Jahren entstanden die Urtiere und als nächstes der Urmensch. Darauffolgend ist der Einbruch des Anramainyu geschieht, welcher den Urmenschen und den Urstier tötet und eine Periode des Kampfes eröffnet, die ihr Ende erst mit der Geburt des Zarathustra erreicht. Dieses Ereignis fällt in das 31. Jahr der Regierung des Königs Vistaspa. Und von da an werden aufs Innovative 3000 Jahre vergehen, bis der Heiland Saoschjant geboren wird, welcher die bösen Geister vernichten und eine neumodische, unvergängliche Welt herbeiführen wird; gleichwohl die Toten sollen darauf folgend auferstehen.
Statt des einen Messias werden an weiteren Stellen deren drei genannt, womit sich also ebendiese Lehre von der stimmigen des Alten Testaments unterscheidet. Dagegen stimmt die Lehre von der Auferstehung überdies in Feinheiten mit der christlichen überein: Die Annahme einer Entlehnung der christlichen Lehre aus der Religion der den Hebräern benachbarten Zarathustristen hat selber eine nicht unbedeutende Wahrscheinlichkeit. Nichtsdestoweniger ist das Auferstehungsphänomen an sich ein äußerst altes religiöses Phänomen, welches u. a. in der altägyptischen Religion zu finden ist.
Früher war es binnen den Zoroastriern üblich, Leichname zur Luft- oder Himmelsbestattung in Dakhmahs zu legen. In diesen abgerundeten, oben offenen „Türmen des Schweigens“ können Fleisch und Weichteile der Verstorbenen von Vögeln, nicht nichtsdestotrotz von Landtieren gefressen werden. Seit 1970 ist diese Ausprägung der Bestattung im Iran aus Gründen der Hygiene verboten. Seither werden Zoroastrier in Betongräbern beerdigt.[5] In Indien werden die traditionellen Bestattungen noch praktiziert, in dieser Art beispielsweise in Mumbai. Dort werden die Körper der Verstorbenen auf hohe Türme gelegt und dienen den Raubvögeln als Nahrung. Die sieben „Türme des Schweigens“ umgeben die hängenden Gärten auf dem Malabar-Hill, mitten in der Stadt. So kommt es laufend zu Beschwerden und Diskussionen, da Elemente der Leichen von Raubvögeln fallen gelassen werden.
Einfluss auf zusätzliche Religionen und Weltanschauungen
Als alleinige monotheistische Religion hat das Judentum in den Annos nach dem Babylonischen Exil (6. bis 4. Jh. v. Chr.) viele Fotos aus dem Zoroastrismus, der damaligen Hauptreligion, übernehmen können, deren wichtigstes Element vermutlich der Glaube an das Ende der Welt ist: Die beiden substanziellsten vorchristlichen Referenzen, das Buch Daniel und das Henochbuch, sind (vermutlich) in solcher Zeit entstanden. Der Teufel als Gegenspieler Gottes geht wahrscheinlich auf Ahriman zurück. Die Begrifflichkeiten Himmel und Hölle waren im älteren Judentum unbekannt; hier dürfte ein Einfluss des Zoroastrismus, nichtsdestominder gleichermaßen der griechischen Demonstration von einem Hades geschieht sein. Über die jüdische Tradition sind ebendiese Vorstellungen gleichwohl in die christliche und die islamische Religion eingegangen und dort zu gebündelten Elementen geworden. Inwieweit der Zoroastrismus den frühen Islam in Persien noch unmittelbar beeinflusst hat, lässt sich trotz alledem im Einzelnen schwer nachweisen.
Belege für den weitreichenden historischen Einfluss des Zoroastrismus auf die Religionen benachbarter Völker liefern der Mithraismus, der sich über Vorderasien gegenwärtig des römischen Reichs bis ins Abendland verbreitete, und die Religion des Mani, der Manichäismus, der im 3. Jahrhundert n. Chr. aus einer Verschmelzung der Zoroastrischen mit christlichen und buddhistischen Lehren entstand und eine Zeitlang von China über Mittelasien bis nach Italien, Spanien und Südfrankreich verbreitet war. Im Gegensatz zum zwar von diversen, nichtsdestotrotz abgesehen davon durchgängig praktizierten Zoroastrismus ist nichtsdestominder der Manichäismus im 14. Jahrhundert rundum verschwunden.
Auch die um 500 n. Chr. lebendigen Mazdakiten, zu denen wenig überliefert wurde, dürften Zoroastrier gewesen sein.
Der jesidische Autor Darwis Hasso vertritt die Position, dass sich das Jesidentum aus dem Zoroastrismus entwickelte.
Daneben existieren eine moderne Abspaltung extern der typischen Richtungen des Zoroastrismus, den Mazdaznan. Mit dem Begriff Mazdaznan wird eine religiöse Lehre bezeichnet, die nach eigenem Verständnis auf einem reformierten Zoroastrismus basiert. Begründet wurde sie von Otoman Zar-Adusht Ha’nish, bürgerlich wahrscheinlich Otto Hanisch, der von alleine angab, am 19. Dezember 1844 in Teheran geboren zu sein; er starb am 29. Februar 1936 in L.A.. Es läuft um eine Mischreligion von zoroastrischen, christlichen und manchen hinduistischen und tantrischen Elementen.
Einen nicht unerheblichen Einfluss, gerade mit der Aufnahme Ahrimans – durchaus mit einer starken Abweichung der diesem authentisch zugeschriebenen Attribute – in einen christlichen Zusammenhang, hat der Zoroastrismus ebenso auf die Anthroposophie, die Lehre Rudolf Steiners.