Michail A. Xenos
Frankfurt am Main
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Motivation und Konzept dieser Seiten

14. 11. 2014 | Intern

Im Namen des Menschen

Mit “Geistsein” enthält die Adresse dieser Webseite ein Synonym für das Menschentum. Denn nichts kennzeichnet den Menschen zutreffender, als daß er der Geist in seiner Welt ist.

Auch der Glaube an die Logik ist im letzten Grunde Glaube an sich selbst
- Otto Weininger

Um so bedenklicher müßte einen die Frage stimmen, vor der wohl einmal der junge Komponist und Freund meiner früheren Texte gestanden haben muß, als sein musikalisches Werk den Wettbewerb für einen ausgeschriebenen Zyklus zwar erfolgreich passierte, aber unter der Bedingung, sein Titel müsse ein anderer werden. Der Titel des Werkes war: “Geist”. Warum wohl die Ablehnung dieses Begriffs? Gibt es eine “moderne” Scheu vor diesem Wort und gehört diese einem bestimmten Milieu an? Und gäbe es manifeste Charakterzüge, die ein solches Milieu identifizieren ließen?

Ich traf vor vielen Jahren auf ein Plakat, welches das Wort Geist durch ein “sch” anstelle des “s” veralberte. Der weitere textliche Zusammenhang ist mir nicht mehr präsent, das Motiv war jedoch klar. Könnte der Entwurf nicht jenem geistscheuen Milieu zuzuordnen sein, nach dessen Spur wir hier suchen? Doch welche weitere Eingrenzung käme bei dieser Suche als hilfreich in Frage? Fangen wir beim Offensichtlichsten an: Wenn wir - in Bezug auf den Menschen - im Geist als erstes Identität, also Vereinzelung konstatieren, wäre da nicht folgerichtig anzunehmen, daß seine Verächter eher kollektivistischen Impulsen nachgehen müßten? Dem genannten Plakat begegnete ich in Gewerkschaftsräumen.

Wenn ein Kollektiv entsteht, muß das zugrundeliegende Konzept idealerweise von allen einzelnen Mitgliedern akzeptiert sein. Es liegt aber auf der Hand, daß, je mehr Individuen für ein verfaßtes Kollektiv angedacht werden, je totaler also das Konzept angelegt ist, um so größer auch die Möglichkeit eingeschätzt werden muß, daß sich dabei auch Dissidenten befinden oder solche, die nachträglich ausscheren und eigene, für das Konzept unzuträgliche Ansichten entwickeln. Diese Möglichkeit läßt das Mißtrauen globaler Bestrebungen zur individuellen Vereinzelung regulär erscheinen.

Es ist nun längst zur Sichtbarkeit gelangt, daß die Hegemonie über den gegenwärtigen Diskurs fest in der Hand eines Zeitgeistes liegt, der mit dem Gedanken einer grundlegenden Essenz im menschlichen Wesen selbst, die als solche, unabhängig also von politischen oder sozialen Geltungen, Identitätsrelevanz beansprucht, seine Probleme hat. Wir sprechen von der Zeitgeistfacette des Anti-Essentialismus in seiner gesellschaftspolitischen Verwendung. Lesen wir dazu die Definition dieses Begriffs, wie sie uns Google auf Anhieb in die Hände wirft:

“Eine anti-essentialistische Haltung ist ganz allgemein gegen ein Denken gerichtet, das Identitäten als etwas Wesenhaftes und Feststehendes begreift – und nicht als Effekte von Prozess und Performanz, die immer erst innerhalb einer differentiellen Struktur Sinn bekommen.“1

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