Verleihung des Ernst Meister-Preises für Lyrik 2021
an Anja Utler

am Freitag, 10. September 2021

um 19.00 Uhr

im Osthaus Museum Hagen

Programm

Begrüßung: Erik O. Schulz, Oberbürgermeister der Stadt Hagen

Laudatio: Cornelia Epping Jäger

Musik: Berthold Matschat

Der Ernst Meister-Preis für Lyrik der Stadt Hagen 2021 ist ein Kooperationsprojekt des Fachbereichs Kultur, der Neuen Ernst Meister-Gesellschaft sowie der FernUniversität Hagen.

Der Preis wird gefördert durch die Sparda Bank West.

Der musikalische Rahmen wird durch die Sparkassenstiftung für Hagen gefördert.

Zur Begründung führt die Jury aus:

„Das literarische Werk Anja Utlers, der 1973 im bayerischen Schwandorf geborenen und heute in Leipzig lebenden, vielfach ausgezeichneten Dichterin, Essayistin und Übersetzerin, ist durch eine große, von der theoretischen zur ästhetischen und poetischen Produktivität reichenden Spannbreite charakterisiert. Bereits ihr Lyrikband „münden – entzüngeln“ (2004) zeigt, dass Poesie für Anja Utler immer angesiedelt ist zwischen Schrift und Klang. Lyrik wird als Klangereignis erfahrbar gemacht, als eine Kraft, die das Denken und Fühlen von Autorin und Publikum poetisch ineinander verwebt. So wirkt sie in die Welt hinein. Nicht zuletzt deswegen liegen Ihre Gedichte nicht nur gedruckt, sondern auch als kunstvolle Audiotakes vor, nicht zuletzt deswegen liest sie ihre Dichtung nicht vor, sondern führt sie auf. Die Lyrik Anja Utlers steht zudem für eine ästhetisch gelungene Vermittlung von Poesie und Politik: „jana, vermacht“ (2009) etwa thematisiert das Schweigen der Nachkriegsgeneration indem das Verschwiegene im Dialog zwischen Großmutter und Enkelin im Verschluckten und Fragmentarischen des Sprechens sinnfällig gemacht wird; „kommen sehen“ (2020) verlagert die Frage der Überlieferung zwischen den Generationen in die lückendurchzogene, jede durchgängige Narration ad absurdum führende lyrische Analyse einer Welt nach der Klimakatastrophe.
Anja Utler, deren Arbeiten bislang in zwanzig Sprachen übersetzt wurden, ist zudem als brillante Übersetzerin (Anne Carson, Mila Haugová) Essayistin („Von den Knochen der Sanftheit. Behauptungen, Reden, Quergänge“, 2016) Prosaschreiberin („ausgeübt. Eine Kurskorrektur“, 2011) und wissenschaftliche Autorin („‘manchmal sehr mitreißend‘. Über die poetische Erfahrung gesprochener Gedichte“, 2016) hervorgetreten.“

Der Ernst Meister-Preis wurde 1981 zur Erinnerung an den Hagener Lyriker Ernst Meister gestiftet und wurde bisher in unregelmäßigen Abständen vergeben. Ab 2021 wird der Preis alle drei Jahre von der Neuen Ernst Meister-Gesellschaft für die Stadt Hagen ausgerichtet.

Der mit 5.000 Euro dotierte Preis zeichnet das Werk von Autorinnen und Autoren aus, welche die Verantwortung für Sprache und Poesie auf besondere Weise zum Ausdruck bringen.

Der Jury gehörten an:

  • Prof. Dr. Michael Niehaus, FernUniversität in Hagen
  • Prof. Dr. Armin Schäfer, Ruhr-Universität Bochum
  • Dr. Cornelia Epping-Jäger, Ruhr-Universität Bochum
  • Frank Schablewski, Dichter und Autor aus Aachen
  • Thomas Bleicher, M.A., Sprach- und Literaturwissenschaftler, Journalist.

Mit dem Dichter auf Trüffeljagd im „Gelobten Land“

Ernst Meister und der Süden

Die Mittelmeer-Aufenthalte Ernst Meisters sind Thema des Online-Literaturkonzertes „ Ernst Meister und der Süden“:

Peter Pietzsch liest aus den Provence-Erinnerungen Hellmut Kohlleppels, die Ernst Meister von ganz ungewohnten Seiten zeigen.

Peter Schütze liest ibizenker und provenzalische Gedichte aus „Pythiusa“ und aus dem „Südland“. Regina Meister steuert erstmals die Erinnerung an eine Trüffeljagd mit ihrem Dichtervater bei.

Der Pianist und Komponist Berthold Matschat paraphrasiert die Rezitation am Flügel mit Eigenkompositionen, die er eigens für diese Veranstaltung geschrieben hat.

Reinhard Gundlach schrieb die Werkseinführungen und beleuchtet den biographischen Hintergrund.

Viele unveröffentlichte Fotografien ergänzen das Literaturkonzert .

Das Literaturkonzert wurde am 10. Mai im Auditorium des ESM ohne Publikum aufgezeichnet.

 

Ernst Meister reiste leidenschaftlich gern. Bevorzugt gen Süden. Nach Italien, Spanien, Südfrankreich, Ibiza.

Den Herbst 1957 verbrachte er gemeinsam mit seiner Frau Else erstmals auf Ibiza, die er – nach einem antiken Namen – „Pythiusa“ nannte, da er „ungern nach einer Insel namens Ibiza fuhr, weil sich dieser Name bereits mit der Touristik“ verbinde. Dort entstand – tagsüber unter strahlendem Mittelmeerhimmel, abends bei Petroleumlicht – der Gedichtzyklus „Pythiusa“, der einige der naturnahesten Gedichte Meisters enthält.

1960 kehrte Meister auf die Insel zurück und wandelte auf außerehelichen Pfaden. Frucht der Liason mit einer Malerin war der schöne lebenszugewandte Gedichtzyklus „ Jenseits von Jenseits“. Für diesen Zyklus wurde er 1962 mit dem hochdotierten Hagener Kunstpreis geehrt.

Zwischen 1963 und 1978 war Ernst Meister regelmäßig Sommergast seines engen Freundes Hellmut Kohlleppel, der unweit des Mont Ventoux im provenzalischen Weinort Seguret eine Ferienwohnung besaß. Dort entstanden nicht nur Gedichte, sondern auch eine große Anzahl von farbigen Kreidezeichnungen. In der provenzalischen Vaucluse war Meister gelöst und

lebensfreudig. Er nannte die Vauccluse sein „ Gelobtes Land“. Es ging bukolisch zu.

Als zweiteilige Online-Veranstaltung wird „ Ernst Meister und der Süden“ am 17. Mai um 19:00 Uhr zunächst auf dem YouTube-Kanal vom literaturland westfalen veröffentlicht. Auch auf dem Kanal der Stadt Hagen wird sie zu sehen sein.

Veranstaltungen:

Wir arbeiten am ersten Jahrbuch der NEMG – das vielleicht sogar noch in diesem Jahr erscheint! Wenn das klappt, werden wir sicher ein kleines, feines Event dazu machen – und Sie einladen, wenn Sie uns Ihre E-Mail senden, Stichwort „Newsletter“ reicht.

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