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Sport Regional Leipzigs zweifacher Olympiasieger und Bundestagsabgeordneter Jens Lehmann wird 50
Sportbuzzer Sport Regional Leipzigs zweifacher Olympiasieger und Bundestagsabgeordneter Jens Lehmann wird 50
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07:00 19.12.2017
Jens Lehmann kurz vor der Bundestagswahl 2017.
Jens Lehmann kurz vor der Bundestagswahl 2017. Quelle: André Kempner
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Leipzig.

Von 1989 bis 2004 gehörte er zur Weltelite im Bahnradsport – mit je zwei olympischen Gold- und Silbermedaillen sowie sechs WM-Titeln im Verfolgungsfahren ist er der erfolgreichste Nachwende-Athlet des Leipziger Sports. Am Dienstag wird Jens Lehmann 50 Jahre alt. Gefeiert wird ganz ruhig im Kreise der Familie.

„Es ist ein normaler Tag und wie immer eine schöne Einleitung in die Weihnachtszeit. Aber je mehr danach gefragt wird, wie es denn so ist mit Fünfzig, umso bewusster wird einem das neue Lebenskapitel“, sagte der Engelsdorfer, dessen Ehefrau Gabi im August ebenfalls diesen runden Geburtstag beging. Sie war 1990 letzte DDR-Meisterin – auf der Straße. „Das Zeitfenster war dieses Jahr eng. Deshalb planen wir im nächsten Sommer eine gemeinsame große Feier.“ Heute will Erzieher Lehmann auf jeden Fall seinen Hort in Machern besuchen. „Die Kinder wollen mir ein Lied singen.“

Ehrgeizig und zielstrebig

Jens Lehmann, ehrgeizig und zielstrebig wie einst der Athlet, hat sich inzwischen in der Politik durchgesetzt. Im September schaffte der Stadtsportbund-Vizepräsident für die CDU als Leipziger Direktkandidat den Sprung in den Bundestag.

Für seinen jahrelangen Trainer Michael Schiffner sind die Erfolge des in Stolberg (Harz) geborenen Athleten nach wie vor nicht selbstverständlich: „Großes Talent hatte Lehmi nicht. Trainer aus anderen Klubs haben sogar in den 80er-Jahren gefragt: ,Wann schickt ihr den endlich in die Wüste?’“ Der Bahnspezialist vom SC DHfK habe sich alles hart erarbeitet. „Seine kämpferische Einstellung hat mir immer gefallen“, so Schiffner, „damit hat er schwere Rundfahrten gemeistert – die waren Grundlage für seine Bahnerfolge.“

„Unser Jens“

Gefeiert wurde der Olympiasieger von 1992 und 2000 nicht nur in Leipzig. „Unser Jens“ hieß es ebenso in der heimischen Südharz-Gemeinde Roßla oder in Gera, wo sein Profiteam Köstritzer seinen Sitz hatte. Tiefpunkte seiner Karriere waren die Jahre 1996 und 2003. Vor Olympia in Atlanta wurde er vom Bundestrainer ausgebootet, weil er mit 28 angeblich zu alt war. Bei seiner letzten WM in Stuttgart kam es zum Eklat, weil die Thüringer Fahrer um Lehmann nicht mit Berliner Rennern um Robert Bartko in einem Team fahren wollten. Daraufhin wurde der deutsche Vierer ausgerechnet bei der Heim-WM vom Verband abgemeldet. 2004 erkämpfte er sich noch einmal den deutschen Meistertitel, ein Jahr später beendete der Vater von Anna und Florian seine Karriere.

Über den Stadtrat begann wenig später seine Politik-Karriere. Im Vergleich zu anderen Berufsgruppen seien Sportler in der Politik nicht überrepräsentiert, auch wenn Stars wie Garri Kasparow oder Wladimir Klitschko dort Karriere gemacht haben. Die meisten Mitglieder des Bundestages seien ja Juristen. Doch Lehmann unterstreicht: „Ich habe meinen Sport mit viel Leidenschaft ausgeübt, ich war mit Leidenschaft Erzieher und auch die Politik betreibe ich mit viel Leidenschaft.“

Immer noch als Rad-Profi bekannt

Das Sportler-Image, wonach Athleten viel in den Beinen statt im Kopf haben, begegne ihm hin und wieder. „Im Wahlkampf sagten die einen: Du musst deine Sportlerkarriere betonen, andere rieten davon ab. Manche Leute denken: Der sitzt doch nur dort, weil er so bekannt ist. Inzwischen bin ich stolz darauf, dass mich mehr Menschen wegen der Arbeit im Stadtrat angesprochen haben und nicht wegen meiner leistungssportlichen Vergangenheit.“ Er wolle in der Politik nicht höher hinaus, sondern „im wahrsten Sinne des Wortes Volksvertreter sein“. Die meistgestellte Frage auf Terminen sei: Bist du mit dem Fahrrad hier? „Es macht mich etwas stolz, dass ich in dieser schnelllebigen Zeit mehr als zehn Jahre nach dem Karriereende auch noch als Radprofi bekannt bin.“

Lehmann ernährt sich weiterhin gesund. „Einen guten Politiker erkennt man nicht daran, ob er dick oder dünn ist. Aber jemand wie Obama, der in acht Jahren als US-Präsident nicht auseinander gegangen ist, ist in dieser Hinsicht ein Vorbild. Politiker leben gefährlich: Nach langen Sitzungstagen hat man mehr Appetit als nach einem Training. Ich bin da mit mir relativ streng und verzichte sogar auf Alkohol. Ich habe seit 30 Jahren kein Bier mehr getrunken.“

Th. Fritz, F. Schober, K. Förster