Homöopathieforschung

Homöopathie erregt immer wieder die Gemüter. Die Therapierichtung wird in der Fach- und Laienpresse, teilweise auch in Fernsehsendungen, wiederholt – meist jedoch unsachlich – ange-griffen. Die Gegner führen viele unterschiedliche Argumente ins Feld. Das am meisten genannte „Gegenargument“ ist dabei oft die Frage nach der Verdünnung: In der Homöopathie würden demnach oftmals Mittel eingesetzt, deren Verdünnung so enorm sei, dass rein rechnerisch kein einziges Wirkstoffmolekül mehr vorhanden sei. Zudem wird das der Homöopathie zugrunde lie-gende Ähnlichkeitsprinzip kritisch hinterfragt.

In theoretischen Modellen und experimentellen Ansätzen wird seit Jahren der Wirkmechanismus, d. h. die hinter der Wirkung von homöopathischen Arzneistoffen stehenden Prinzipien, untersucht. Hierbei wurden zahlreiche positive Resultate erzielt, ohne dass dies einer breiten Öffentlichkeit bekannt wäre – was durchaus auch an der mangelnden Resonanz der im Allgemeinen eher homöopathiekritischen Medien liegen kann. Auch in den nächsten Jahren wird es Aufgabe der Homöopathieforschung sein, diese und weitere experimentelle Befunde, die für eine Wirksamkeit sprechen, mit geeigneten Theorien erklärbar zu machen.

Neben den Experimenten zum Wirkmechanismus werden seit Jahren auch zahlreiche Studien zur Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel durchgeführt. Kritiker behaupten oft, es gäbe keine positiven klinischen Studien zur Homöopathie, was aber nicht der Sachlage entspricht: Mittlerweile existieren circa 600 klinische Studien, von denen eine Vielzahl positiv verlief und die die Wirksamkeit der untersuchten homöopathischen Arzneimittel belegen.

Im Folgenden geben wir einen Überblick über die wichtigsten in der Homöopathieforschung diskutierten theoretischen Modelle sowie über vielversprechende experimentelle Forschungsergebnisse und Resultate der klinischen Forschung.

1. Erklärungsmodelle und Theorien zum Wirkmechanismus der Homöopathie

1.1 Imprint-Theorie, Clusterbildung und Wassergedächtnis
1.2 Quantenphänomene
1.3 Nanoforschung

2. Experimentelle Forschung zum Wirkmechanismus der Homöopathie

2.1 Experimentelle Forschung zum Ähnlichkeitsprinzip
2.2 Experimentelle Forschung an potenzierten Arzneien

3. Klinische Forschung zur Wirksamkeit der Homöopathie

Wie anfangs bereits erwähnt, sind in den letzten Jahren viele hundert klinische Studien mit homöopathischen Arzneimitteln durchgeführt worden. Allerdings waren diese vom Studiendesign, vom homöopathischen Therapieansatz als auch von den verwendeten Arzneimitteln sehr unterschiedlich. Innerhalb der Evidenzbasierten Medizin ist es üblich, mehrere Studien zu einem Behandlungsansatz in Übersichtsartikeln, sogenannten Reviews, in Form einer Metaanalyse zu bewerten. Dies bedeutet, dass die Patientenzahlen bzw. die Einzelergebnisse jeder Studie zusammengefasst und nach vorgegebenen statistischen Kriterien in ihrer Gesamtheit bewertet werden. Dies hat man in der Vergangenheit auch für klinische Studien mit homöopathischen Arzneimitteln durchgeführt. Welche Wege dabei beschritten wurden bzw. welche Problemstellungen damit verbunden sind, soll im Folgenden aufgezeigt werden.

3.1 Verschiedene Therapieverfahren erschweren die Vergleichbarkeit
3.2 Übersichtsarbeiten zum Stand der klinischen Forschung
3.3 Neue Ansätze

4. Ausblick zur klinischen Forschung

Generell lässt sich erkennen, dass der Stand der Forschung bezüglich der Wirksamkeit von homöopathischen Arzneien bzw. Therapieverfahren deutlich besser ist, als es von Kritikern oftmals behauptet wird. Es gibt reichlich wissenschaftliche Literatur, die für die Wirksamkeit der Homöopathie spricht. Auch wenn die Anzahl von einigen hundert Studien auf den ersten Blick sehr viel erscheint, ist sie doch im Vergleich zur Anzahl der publizierten klinischen Studien von konventionellen Therapien verschwindend gering. Hier wäre es wichtig, die bereits erzielten positiven Ergebnisse aufzugreifen, diese zu verifizieren und auszubauen. Dabei wäre die klinische Homöopathieforschung aber auf mehr finan-zielle Förderung angewiesen.

Das Hauptproblem liegt darin, dass die klinische Homöopathieforschung bisher fast ausschließlich über Gelder von komplementärmedizinischen Stiftungen bzw. über die homöopathischen Arzneimittelhersteller selbst finanziert wird. Das heißt, dass eine mit öffentlichen Forschungsgeldern unterstützte systematische Erforschung der klinischen Wirksamkeit von homöopathischen Arzneimitteln bisher nicht stattgefunden hat. Dementsprechend wird vielen Homöopathiestudien mangelnde Qualität vorgeworfen, da sie oftmals nicht in der gleichen Dimension (z. B. Anzahl der teilnehmenden Patienten und Kliniken) wie die Studien der konventionellen Pharmaforschung durchgeführt wurden. Da im Bereich komplementärmedizinischer Arzneimittel jedoch die Gewinnmargen deutlich kleiner sind als bei vielen Produkten der konventionellen Medizin, bei der eine Packung eines patentgeschützten Arzneimittels regelmäßig mehrere Hundert Euro kostet, und zudem auch keine Patente für homöopathische Arzneien beantragt werden dürfen, können von den Arzneimittelherstellern nur begrenzt Mittel für die klinische Forschung aufgebracht werden. Besonders für den Bereich der Grundlagenforschung zum Wirkmechanismus potenzierter Arzneien stehen verhältnismäßig wenige Mittel zur Verfügung. Hoch-qualitative und -dimensionierte Studien, wie sie von Kritikern gefordert werden, sind aber stets auf ein großes Budget > 500.000 EUR angewiesen. Zudem wird der Vorwurf der Beeinflussung der Studienergebnisse durch die sogenannte „Homöopathielobby“ nur schwer zu entkräften sein, solange die Geldgeber der Homöopathieforschung ausschließlich komplementärmedizinisch orientierte Stiftungen und homöopathische Arzneimittelhersteller sind.

Da die Anerkennung der Homöopathie in der Bevölkerung aber sehr hoch ist, wie verschiedene Umfragen gezeigt haben, und Untersuchungen der Versorgungsforschung der Homöopathie positive Effekte attestieren, sollte es auch im öffentlichen Interesse sein, diese Forschung mit öffentlichen Forschungsgeldern vermehrt zu unterstützen.

Literatur

  • Atmanspacher H, Römer H, Walach H: Weak Quantum Theory: Complementarity and Entanglement in Phys-ics and Beyond. Foundations of Physics 2002;32:379-406.
  • Barnard GP, Stephenson JH: Microdose paradox: A new biophysical concept. Journal of the American Institute of Homeopathy 1967;60:277-86.
  • Bell IR, Muralidharan S, Schwartz GE: Nanoparticle characterization of traditional homeopathically-manufactured Gelsemium sempervirens medicines and placebo controls. Nanomed Biotherapeutic Discov 2015;5:136.
  • Bell IR, Muralidharan S, Schwartz GE. Nanoparticle characterization of traditional homeopathically-manufactured silver (Argentum Metallicum) medicines and placebo controls. Nanomed Nanotechnol 2015;6:311–316.
  • Bellavite P, Magnani P, Marzotto M, Conforti A: Assays of homeopathic remedies in rodent behavioural and psychopathological models. Homeopathy 2009;98:208-27.
  • Boehm K, Raak C, Cramer H, Lauche R, Ostermann T: Homeopathy in the treatment of fibromyalgia, A comprehensive literature-review and meta-analysis. Complement Ther Med 2014; 22(4): 731-742.
  • Chikramane PS, Suresh AK, Bellare JR and Kane SG: Extreme homeopathic dilutions retain starting materials: A nanoparticulate perspective. Homeopathy 2010;99:231-42.
  • Chikramane PS, Kalita D, Suresh AK, Kane SG, Bellare JR: Why extreme dilutions reach non-zero asymptotes: A nanoparticulate hypothesis based on froth flotation. Langmuir 2012;28: 15864–15875.
  • Dean ME: The Trials of Homeopathy, Origins, Structure and Development. Essen: KVC Verlag, 2004.
  • Demangeat J-L: NMR relaxation evidence for solute-induced nanosized superstructures in ultramolecular aqueous dilutions of silica-lactose. J Mol Liq 2010;155: 71–79.
  • Demangeat J-L: Nanosized solvent superstructures in ultramolecular aqueous dilutions: Twenty years’ re-search using water proton NMR relaxation. Homeopathy 2013; 102:87–105.
  • Demangeat JL :Gas nanobubbles and aqueous nanostructures: The crucial role of dynamization. Homeo-pathy 2015;104:101–115.
  • Elia V, Ausanio G, Gentile FS, Germano R, Napoli E, Niccoli M: Experimental evidence of stable water nanostructures in extremely dilute solutions, at standard pressure and temperature. Homeopathy 2014;103:44–50.
  • Endler PC, Lüdtke R, Heckmann C, Zausner C, Lassnig H, Scherer-Pongratz W, Haidvogl M, Frass M: Pre-treatment with thyroxin (10-8 parts by weight) enhances a "curative" effect of homeopathically prepared thy-roxin (10-13) on lowland frogs. Research on Complementary Medicine / Forschende Komplementärmedizin 2003;10:137-42.
  • Graunke H, Endler PC, Scherer-Pongratz W, Frass M, Lothaller H: Treatment of Lowland Frogs from the Spawn Stage on with Homeopathically Prepared Thyroxin (10-30). The Scientific World Journal 2007;7:1697-702.
  • Jacobs J, Jonas WB, Jimenez-Perez M, Crothers D: Homeopathy for childhood diarrhea: combined results and metaanalysis from three randomized, controlled clinical trials. Pediatr Infect Dis J 2003;22(3):229-234.
  • Jäger T, Scherr C, Simon M, Heusser P, and Baumgartner S: Effects of homeopathic arsenicum album, nosode, and gibberellic acid preparations on the growth rate of arsenic-impaired duckweed (Lemna gibba L.). ScientificWorldJournal 2010;10:2112-29.
  • Jäger T, Scherr C, Simon M, Heusser P, and Baumgartner S: Development of a Test System for Homeopathic Preparations Using Impaired Duckweed (Lemna gibba L.). J Altern Complement Med 2011;17:315-23.
  • Jäger T, Würtenberger S, Baumgartner S: Effects of Homeopathic Preparations of Mercurius corrosivus on the Growth Rate of Severely Mercury-Stressed Duckweed Lemna gibba L. Homeopathy. 2019 May;108(2):128-138.
  • Jones RL, Jenkins MD: Plant responses to homeopathic remedies. Brit Hom J 1981;70:120.
  • Klein SD, Würtenberger S, Wolf U, Baumgartner S, Tournier A: Physicochemical investigations of homeo-pathic preparations: A systematic review and bibliometric analysis—Part 1. J Altern Complement Med 2018;24:409–421.
  • Konovalov AI, Ryzhkina IS: Formation of nanoassociates as a key to understanding of physicochemical and biological properties of highly dilute aqueous solutions. Russ Chem Bull 2014;63:1–14.
  • Luu C, Luu DV, Boiron J: Perturbation de la structure de l´eau liquide par effet thermique et par la présence d´une substance étrangère. Trav Soc Pharm Montpellier 1980;40:1.
  • Luu C, Luu DV, Boiron J: Modèle de Structure pour l´eau liquide: Déconvolution de la bande Raman v(OH). Trav Soc Pharm Montpellier 1981;41(3):203
  • Luu C, Luu DV, Rull F, Sopron F: Etude par Effet Raman de la Perturbation Structurale de l´eau liquide par une substance étrangère. J Mol Struct 1982;81:1.
  • Mathie RT: The research evidence base for homeopathy: a fresh assessment of the literature, Homeopathy. 2003 Apr;92(2):84-91.
  • Mathie RT, Lloyd SM, Legg LA, Clausen J, Moss S, Davidson JR, Ford I: Randomised placebo-controlled tri-als of individualised homeopathic treatment: Systematic review and meta-analysis. Syst Rev 2014;3:142.
  • Mathie RT, Ramparsad N, Legg LA, Clausen J, Moss S, Davidson JR, Messow CM, McConnachie A: Ran-domised, double-blind, placebo-controlled trials of non-individualised homeopathic treatment: systematic review and meta-analysis. Syst Rev. 2017 Mar 24;6(1):63.
  • Mathie RT, Ulbrich-Zürni S, Viksveen P, Roberts ER, Baitson ES, Legg LA, Davidson JRT: Systematic Review and Meta-Analysis of Randomised, Other-than-Placebo Controlled, Trials of Individualised Homeopathic Treatment. Homeopathy. 2018 Nov;107(4):229-243.
  • Linde K, Clausius N, Ramirez G, Melchart D, Eitel F, Hedges LV & Jonas WB (1997): Are the Clinical Effects of Homoeopathy Placebo Effects? A Meta-Analysis of Placebo-Controlled Trials.The Lancet. 1997; 350(9081): 834–843.
  • Lingg G, Endler PC, Frass M, Lothaller H: Treatment of Highland Frogs from the Two Legged Stage with Homeopathically Prepared Thyroxin (10-11 – 10-21). The Scientific World Journal 2008;446-50.
  • Lüdtke R, Wiesenauer M: A meta-analysis of homeopathic treatment of pollinosis with Galphimia glauca. Wien Med Wochenschr 1997; 147 (14):323-7.
  • Pollack GH: Wasser – viel mehr als H₂O. 3. Auflage. Kirchzarten: 2018.
  • Scherr C, Simon M, Spranger J, and Baumgartner S: Effects of potentised substances on growth rate of the water plant Lemna gibba L. Complementary Therapies in Medicine 2009;17:63–70.
  • Shang, A, Huwiler-Müntener K, Nartey L, Jüni P, Dörig S, Sterne JA, Pewsner D, Egger M: Are the Clinical Ef-fects of Homoeopathy Placebo Effects? Comparative Study of Placebocontrolled Trials of Homoeopathy and Allopathy. In: The Lancet 2005, 366 (9487), 726–732.
  • Taylor MA, Reilly D, Llewellyn-Jones RH, McSharry C, Aitchison TC: Randomised controlled trials of ho-moeopathy versus placebo in perennial allergic rhinitis with overview of four trial series. BMJ 2000;321:471-476.
  • Tournier A, Klein SD, Würtenberger S, Wolf U, Baumgartner S: Physicochemical Investigations of Homeo-pathic Preparations: A Systematic Review and Bibliometric Analysis—Part 2. J Altern Complement Med 2019 Sep;25(9):890-901.
  • Ücker A, Baumgartner S, Sokol A, Huber R, Doesburg P, Jäger T: Systematic Review of Plant-Based Homeo-pathic Basic Research: An Update. Homeopathy. 2018 May;107(2):115-129.
  • Upadhyay RP, Nayak C: Homeopathy emerging as nanomedicine. Int J High Dilution Res 2011;10:299-310.
  • Welles SU, Endler PC, Scherer-Pongratz W, Suanjak-Traidl E, Weber S, Spranger H, Frass M, Lothaller H: Pretreatment with Thyroxin (10-8 M) and the Effect of Homeopathically Prepared Thyroxin 10e-30 on High-land Frogs - Results of a Multi-Researcher Study. Research on Complementary Medicine / Forschende Komplementärmedizin 2007;14:353-7.
  • Wijk van R, Wiegand FAC: The Similia Principle. An Experimental Approach on the Cornerstone of Home-opathy. Essen: KVC Verlag, 2006.
  • Wissenschaftliche Gesellschaft für Homöopathie e.V.: Der aktuelle Stand der Forschung zur Homöopathie. http://www.wisshom.de/dokumente/upload/7cda0_forschungsreader_2016_ergschutzgeb%C3%BChr_180713.pdf [abgerufen am 01.10.2019].Witt CM, Lüdtke R, Baur R, Willich SN: Homeopathic medical practice: Long-term results of a cohort study with 3981 patients. BMC Public Health 2005;5:115.
  • Witt C. Physikalische Untersuchung homöopathischer Hochpotenzen. 1. Nachdruck. Essen: KVC Verlag, 2006.
  • Zausner C, Lassnig H, Endler PC, Scherer W, Haidvogl M, Frass M, Kastberger G, Lüdtke R: Die Wirkung von "homöopathisch" zubereitetem Thyroxin auf die Metamorphose von Hochlandamphibien. Ergebnisse einer multizentrischen Kontrollstudie. Perfusion 2002;17:268-7.

Hevert wurde von der Wirtschaftszeitschrift Capital als innovativstes Unternehmen Deutschlands 2021 ausgezeichnet.
Mehr erfahren



Diese Website verwendet Cookies. Indem Sie diese Website benutzen, stimmen Sie der Nutzung von Cookies gemäß unseren Richtlinien zu. Mehr Informationen OK